Zur Ausstellung "Modigliani. Moderne Blicke"

Die Filmreihe begleitet die Ausstellung im Museum Barberini. Sie richtet den Fokus auf die "femmes modernes", die im Zeitgeist der Neuen Sachlichkeit modisch wie ihren Lebensstil betreffend die 1920er Jahre maßgeblich prägen. Stars wie Ossi Oswalda, Asta Nielsen oder Louise Brooks verkörpern schon ab den 1910er Jahren emanzipierte Frauen in "Hosenrollen". Im Tonfilm führt Marlene Dietrich die ikonische Tradition einer Frau im Frack fort. Der Frauentyp der "Garçonne" erfährt in der Reihe besondere Aufmerksamkeit, ebenso wie lesbische Beziehungen, die meist im Subtext in Erscheinung treten.

Bei Vorlage einer Eintrittskarte des Museums Barberini gewährt das Filmmuseum Potsdam ermäßigten Eintritt zu den genannten Filmen. Bei Vorlage eines Tickets der Filmvorführungen gewährt das Museum Barberini ermäßigten Eintritt in die Ausstellung »Modigliani. Moderne Blicke«.


Do., 9.5.24, 19.30 Uhr

Stummfilme mit Live-Musik:
Das Liebes-ABC
R: Magnus Stifter, D: Asta Nielsen, Ludwig Trautmann, D 1916, dän. ZT m. engl. UT, 51'
Ich möchte kein Mann sein
R: Ernst Lubitsch, D: Ossi Oswalda, Curt Goetz, D 1918, 45'
Live-Musik an der Welte-Kinoorgel: Susanne Schaak

Zwei Stars der frühen Stummfilmzeit in temperamentvollen Hosenrollen: Asta Nielsen macht in Männerkleidung ihrem Verlobten vor, wie sich ein Mann in Liebesdingen zu verhalten habe. Sie trinkt und verführt Frauen. Die rebellische Ossi (Ossi Oswalda) wiederum feiert, unerkannt in Frack und Zylinder, wild mit ihrem Hauslehrer.
Die Protagonistinnen beider Filme stellen Genderkonventionen in Frage, um für ihr Begehren und ihre Freiheit einzustehen. Das leichtfüßige Spiel mit Geschlechterrollen dient der Emanzipation und der Erfüllung des eigenen Verlangens.


Do., 27.6.24, 19.30 Uhr

Montparnasse 19 Les amants de Montparnasse
R: Jacques Becker, D: Gérard Philipe, Lilli Palmer, Anouk Aimée, Lino Ventura, F 1958, 100'

Der biografische Spielfilm beschreibt das letzte Lebensjahr Modiglianis im Pariser Viertel Montparnasse. Modigliani ist auf der Höhe seines Schaffes und hat das Leben eines Pariser Bohemiens verinnerlicht: Liebschaften, Rausch und Exzess, Kunst und finanzielle Not. Er verliebt sich in die Kunststudentin Jeanne Hébuterne, deren Eltern mit allen Mitteln versuchen, sie von Modigliani fernzuhalten. Erfolglos, versteht sich.
Die französisch-italienische Koproduktion beleuchtet Modiglianis letzte Schaffensphase, setzt sich aber auch kritisch mit der Ausbeutung von Kunst als Kapitalanlage auseinander.

Gezeigt wird der Film von einer 35 mm-Kopie aus der Kinemathek Basel.


Fr., 12.7.24, 19.30 Uhr

Die Büchse der Pandora
R: G.W. Pabst, D 1929, D: Louise Brooks, Fritz Kortner, Franz Lederer, 135'
Live-Musik: Peer Kleinschmidt

Die Büchse der Pandora war einer der ersten Filme, der eine offen lesbische Figur zeigte. Hollywood-Star Louise Brooks verkörpert den Inbegriff einer Garçonne, die Abenteuer mit Frauen wie Männern gleichermaßen frönt. Brooks amoralische Lulu empörte und begeisterte das zeitgenössische Weimarer Publikum gleichermaßen: Sie wird zum Fetisch aller Protagonist*innen, deren Begehren für die meisten von ihnen tödlich endet. 1934 wurde der Film vom NS-Regime verboten. Heute ist er für die Schilderungen weiblicher Lust und der damals revolutionären Bubikopf-Frisur ikonisch geworden und findet in der Popkultur oft Erwähnung.


So., 28.7.24, 19 Uhr

Morocco
R: Josef von Sternberg, D: Marlene Dietrich, Gary Cooper, Adolphe Menjou, USA 1930, engl. OF, 35 mm, 89'

Marlene Dietrich brilliert als Nachtklubsängerin Amy Jolly in einem Liebesdreieck zwischen dem wohlhabenden La Bessière und dem Fremdenlegionär Tom Brown. Zwischen berauschend dichter Atmosphäre im Nachtlokal und tödlicher Wüste draußen entsteht ein suggestives Drama, in dem die Hauptfigur sich Frack und Zylinder aneignet und im Vorbeigehen ganz nonchalant Frauen küsst.
Gezeigt wird der Film von einer 35 mm-Kopie im englischen Original aus der Deutschen Kinemathek.

So., 4.8.24, 19 Uhr

Die Liebe gehört mir La Garçonne
R: Jacqueline Audry, D: Andrée Debar, Colette Mars, Fernand Gravey, F 1956, 97'

Monique, Tochter aus gutem Hause, schlägt, nachdem sie von ihrem Verlobten bitter enttäuscht wurde, den Weg einer modernen Frau der 1920er ein: Als Garçonne hat sie Affären mit Frauen wie Männern und nebenbei großen beruflichen Erfolg.
Dem Film liegt Victor Marguerittes Roman "La Garçonne" von 1922 zugrunde, damals eines der meistgelesenen Bücher weltweit. Eine Frau, die frei über ihren Körper und ihr Begehren verfügte, bisexuell und beruflich erfolgreich war, traf den Geist der Zeit. Und rief die Zensur auf den Plan: Die erste Verfilmung von 1923 wurde sofort verboten. Dies ist die dritte Verfilmung des Romans. Während von den beiden vorangegangenen Werken kein vorführbares Material auffindbar ist, zeigen wir diese deutsche Synchron-Fassung von einer 35 mm-Kopie aus dem Medienarchiv Bielefeld.