29. Juli 2021. Um 18 Uhr Ortszeit bricht in São Paulo ein Feuer aus. Ein Lagerhaus der Cinemateca Brasileira, der größten Filmsammlung Lateinamerikas, steht in Flammen- laut der Archivwissenschaftlerin Laura Bezerra eine »Tragödie mit Ansage«. Das Feuer war zwar nicht das erste (bereits vier Großbrände haben das Filmarchiv seit seiner Gründung 1940 heimgesucht), doch gegenwärtig, unter Präsident Jair Bolsonaro, befindet sich die Cinemateca in einer nie dagewesenen Krise. Mit Bolsonaros Machtantritt hat er der Kultur im Land den Kampf angesagt. Linke, Queere, Indigene, Frauenrechte, alternative Lebensformen oder Minderheiten - all dies passt nicht in Bolsonaros erzkonservatives Weltbild.Wegen einer gestrichenen Finanzierung musste Brasiliens bedeutendstes Filmarchiv ab 2019 für fast zwei Jahre schließen. Notwendige Arbeiten am Gebäude und an den Beständen konnten nicht durchgeführt werden. Für Expert*innen weltweit kam das verheerende Feuer im vergangenen Jahr leider nicht als Überraschung.
Zum UNESCO Welttag des audiovisuellen Erbes und vor dem Hintergrund der im Oktober anstehenden Präsidentschaftswahl in Brasilien würdigen wir mit einem vielfältigen Programm das brasilianische Filmerbe und thematisieren den aktuellen Stand beim Kampf um dessen Erhaltung.
In Zusammenarbeit mit dem Masterstudiengang Filmkulturerbe der Filmuniversität Babelsberg. Mit Unterstützung des Centro Técnico Audiovisual, Rio de Janeiro.