Corinne und Roland, ein junges bürgerliches Paar, bricht in die Provinz auf, um Corinnes Vater zu beerben. Nach dem Zusammenbruch ihres Autos schlagen sich Corinne und Roland zu Fuß und per Anhalter durch. Die Landstraße hält nicht nur übelste Unfälle, sondern auch endlose Staus, gewalttätige Mitmenschen, bewaffnete Rebell*innen und Kannibal*innen für das Paar bereit. Sie wird zum spätkapitalistischen Marktplatz, auf dem ein entgrenzter Individualismus herrscht und selbst die menschlichen Beziehungen zur Ware werden.
»Der Wochenendverkehr ist ein Schlachtfeld. Entlang der Straße türmen sich Autowracks mit Leichen zu einem Blutopfer, das dem Gott des Individualverkehrs entrichtet wird.« (Kaja Silverman, Harun Farocki: »Über Godard sprechen«)
Am 13. September 2022 starb Jean-Luc Godard, der zu den einflussreichsten Regisseur*innen der Kinogeschichte gehört. Wiederkehrendes Thema von Godards Filmen ist das Kino selbst. Um dessen Wesen zu erkunden, erzählt er (gesellschaftskritische) Geschichten von Liebe und Tod, mit denen er die Regeln des Kinos systematisch durchbricht - um zu zeigen, dass alles erlaubt ist - um das Kino immer wieder neu zu erfinden. Mit »Bildbuch«, seinem rauschhaften letzten Film, nahm sich Godard kurz vor seinem Tod noch einmal alle möglichen Freiheiten.