Sammlungsschwerpunkte
Meilensteine der Tontechnik: Edison Phonograph
Edison Phonograph im Tonfilmmuseum, Foto: Filmmuseum Potsdam
1887 konstruierte Thomas Alva Edison den Wachswalzen-Phonographen, auch "The New Phonograph" genannt. Gegenüber seinen seit 1877 hergestellten "Sprechmaschinen" verwendete Edison nun Walzen aus einem fünf bis sechs Millimeter dicken Paraffinwachs. Dies verbesserte die Klangqualität erheblich und reduzierte die Abnutzung beim Abspielen. Außerdem konnten die Wachswalzen abgeschliffen und wiederverwendet werden. Der Antrieb erfolgte nicht elektrisch, sondern über ein Federwerk. Ulrich Illing erwarb für seine Sammlung das Einsteigermodell GEM, das seit 1899 auf dem Markt war und moderate 7,50 Dollar kostete - gegenüber dem Standardgerät für 20 Dollar. Zu dem Phonographen existiert u.a. die Walze mit einer Original Musikaufnahme von Enrico Caruso.
Mikrofone: CMV3
"Neumann-Flasche", Foto: Filmmuseum Potsdam
Ab 1923 verwendete der deutsche Rundfunk Kohlemikrofone, hergestellt von der Berliner Firma Eugen Reisz. Ihr Mitarbeiter Georg Neumann begann darauf, einen neuen Mikrofon-Typ mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln: das Kondensatormikrofon. Schallwellen bringen die Membran eines Kondensators in Schwingung, die Kapazitätsänderungen generieren entsprechende elektrische Signale. 1928 ging das CMV3 in Produktion. Die "Neumann-Flasche" ist rauscharm und bildet fast die gesamte Bandbreite des menschlichen Gehörs ab. Neumanns Mikrofone wurden von den Nationalsozialisten oft zu Propagandazwecken benutzt; seinen Betrieb stuften sie als "kriegswichtig" ein. Das Tonfilmmuseum zeigte mehrere Varianten des CMV3 und seiner Folgemodelle, darunter ein Exemplar aus der DDR, was die Langlebigkeit der Technologie unterstreicht.
Ton für den DEFA-Film: PAG
Tragbares Magnetbandgerät der DEFA, PAG, Foto: Filmmuseum Potsdam
In den späten 1950er Jahren setzte sich am Filmset die Magnettonaufzeichnung mit kleinen mobilen Pilottongeräten durch. Von der Kamera wird beim Drehen ein Tonsignal (der Pilotton) erzeugt und auf dem Band mit aufgenommen; beide Geräte arbeiten im Gleichlauf. Diese elektronische Perforation wird später beim Schneiden genutzt, um Ton und Bild synchron laufen zu lassen. Entsprechende Rekorder fertigten vor allem bundesdeutsche und Schweizer Firmen - Nagra-Kudelski, Stellavox, Maihak und Uher. Um Devisen zu sparen und dennoch technologisch Schritt zu halten, tüftelte die DEFA unter Gerhard Boden ab 1959 ein eigenes "Pilotton-Aufnahme-Gerät" (PAG) aus; baute es seit 1963 zusammen mit einem "KleinMisch-Pult" (KMP) in Serie. Langfristig konnte sich das eher unhandliche und störanfällige Set nicht durchsetzen; die DEFA importierte vermehrt "westliche" Technologie. Zu PAG und KMP liegen im Tonfilmmuseum zahlreiche Bandaufzeichnungen für DEFA-Spielfilme vor. Zudem existiert ein handgefertigtes Lehrmodell des PAG - mit dem zerlegten Antriebsmotor.
DDR-Landfilmanlage
TK 35-Landfilmanlage, Foto: Filmmuseum Potsdam
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland die Jenaer Zeiss-Werke zum Hersteller einer mobilen Kinoapparatur; konstruktive Anregungen lieferten russische Geräte (K 303, K 25 etc.). Die einfachen und robusten 35mm-Projektoren sollten helfen, auch der Landbevölkerung in der SBZ/DDR einen Kinobesuch zu ermöglichen. Um mehraktige Spielfilme ohne Pause vorführen zu können, war der "Ton-Koffer 35mm" (TK 35) als Doppel-Anlage konzipiert. Sie besteht aus zwei Holzstativen, den beiden Projektorköpfen mit den Lampenhäusern und jeweils zwei "Feuerschutz"-Kassetten. Hinzu kommen Schaltgerät, Röhren-Verstärker und Lautsprecher. Die TK 35 wurde bis 1959 in mehreren Serien produziert; sie ließ sich ohne Werkzeug von nur einem Vorführer auf- und abbauen. Modifikationen entstanden mit dem 16mm-Projektor TK 16, ebenfalls von Zeiss gefertigt, der mit dem gleichen Verstärker und Schaltgerät betrieben werden konnte. Ulrich Illing hatte eine besondere Beziehung zur TK 35/TK 16 - als junger Vorführer zog er mit ihr durch die Dörfer des Elbe-Elster-Kreises und zeigte Filme, u.a. den französischen Krimi "...die sich verkaufen" ("Les Clandestines") von Raoul André.
Raritäten und Exoten: Deutscher Olympia-Koffer
Deutscher Olympia-Koffer, Foto: Filmmuseum Potsdam
1936 gelang der kleinen Berliner Radiofirma Schaleco ein großer Wurf. Der Juniorchef Hans-Joachim Stanienda entwickelte einen preisgünstigen tragbaren Batterieempfänger: den "Deutschen OlympiaKoffer". Die Berichte von den Olympischen Sommerspielen 1936 konnten so auch mobil - z.B. bei Ausflügen ins Grüne - gehört werden, in recht guter Qualität. Zur Verfügung standen Sender auf Lang- und Mittelwelle. Der Absatz hielt sich mit ca. 3.000 verkauften Apparaten in Grenzen, was an dem vergleichsweise hohen Preis von 156 RM gelegen haben mag; denn der bekannte "Volksempfänger" kostete nur 76 RM. Das von Ulrich Illing in betriebsfähigen Zustand versetzte Gerät ist sehr selten.
Home-Movie-Equipment: Bolex-Sonorizer
Bolex-Sonorizer im Tonfilmmuseum, Foto: Filmmuseum Potsdam
In den 1950er Jahren erlebte der Privatfilm einen beachtlichen Aufschwung. Die filmtechnische Industrie versuchte dabei die zunehmend zahlungskräftigen Amateur*innen zu überzeugen, auch 8mm-Filme fürs eigene Heim - wie im großen Kino - mit synchronem Ton auszustatten. Nach verschiedenen "Zweibandverfahren", bei dem Projektor und Tonband verkoppelt wurden, setzte Paillard-Bolex 1960 mit dem Sonorizer auf ein neues System: Der Magnetton wird als Randspur direkt auf dem 8mm-Streifen untergebracht. Bild und Ton liegen somit auf einem Träger; die Synchronität ließ sich leichter erzielen. Der mit 756 DM recht teure Sonorizer eignete sich für Aufnahme (Mikrofon, Schallplatten) und Wiedergabe; auch Projektoren anderer Firmen konnten verwendet werden. In seinem Tonfilmmuseum kombinierte Ullrich Illing den Sonorizer mit einem tschechischen Projektor AM 8 von Meopta.