Selfie

2014 wird der 16-jährige Davide Bifolce von der Polizei erschossen, weil diese ihn fälschlicherweise für einen Drogendealer hält. Das tragische Ereignis veranlasste Regisseur Agostino Ferrente, Davides engste Freunde Allessandro und Pietro aufzuspüren, um ihr Leben im neapolitanischen Traiano-Viertel zu dokumentieren. Für einen möglichst unverstellten Blick in ihre Welt, bittet Ferrente die Jugendlichen, ihre Erfahrungen eigenständig mit dem Smartphone aufzunehmen. Die Kamera stets auf sich selbst gerichtet, spiegeln sich die beiden Teenager in ihrem Umfeld und kommentieren ihren von staatlicher Willkür, Langeweile, Wut und Trauer geprägten Alltag. Aus den entstandenen Videos montiert Ferrente ein tragikomisches Portrait, über eine zärtliche Jungen­freund­schaft, die sich einem Leben widersetzt, in dem die Herkunft über die Zukunft zu bestimmen scheint.

In 2014, 16-year-old Davide Bifolce was shot dead by the police because they mistook him for a drug dealer. The tragic event prompted director Agostino Ferrente to track down Davide's closest friends Allessandro and Pietro to document their lives in Neapolitan's Traiano district. To get the most unbiased view of their world, Ferrente asks the young people to record their experiences independently with their smartphones. With the camera always focused on themselves, the two teenagers mirror themselves in their surroundings and comment on their everyday lives, which are marked by arbitrary police violence, boredom, anger and sadness. From the resulting videos, Ferrente assembles a tragicomic portrait of a tender boyhood friendship that resists a life in which ones cultural background seems to determine the future.

Vergangene Vorstellungen

27 November 2022 | 20:30

Mobilized - Handybasierter Dokumentarfilm

(English below)

Das Programm präsentiert Filme, die sich die vielseitigen Möglichkeiten von Mobiltelefonen mit integrierten Kamerasystemen konzeptuell zu Nutze machen. Seit ihrer Einführung werden die relativ jungen, aber heute allgegenwärtigen Technologien von Dokumentarfilmer*innen zur Erforschung neuer Wirklichkeitsräume und Repräsentationsformen eingesetzt. Die leicht zugängliche Herstellung und Verbreitung von Handybildern ermöglicht diverse Perspektivwechsel: Sie befähigen Protagonist*innen zur direkten Selbstrepräsentation, gewähren Blicke auf bisher Unzugängliches und erlauben es unauffällig, erfahrenes Unrecht zu bezeugen und zu teilen.
Mit besonderer Aktualität veranschaulichen die ausgewählten Filme, wie eine einfache Handykamera als Werkzeug eingesetzt werden kann, um neue Perspektiven und Sichtbarkeiten zu erschaffen.

"Mobilized - Handybasierter Dokumentarfilm" wird kuratiert von Milan Bath (Filmuniversität Babelsberg)
In Zusammenarbeit mit dem Master-Studiengang Filmkulturerbe der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Mobilized- mobile phone-based documentary film
The program presents films that make use of the versatility of mobile phones with integrated camera systems. Since its introduction this ubiquitous technology has been used by documentary filmmakers to explore new spaces of reality and forms of representation. The easily accessible production and distribution of mobile phone images allow for various shifts in perspective: They enable protagonists to directly represent themselves, provide glimpses of the previously inaccessible, and bears witness to otherwise unrecorded injustices.
The films in this selection illustrate how a simple phone can be a powerful tool for creating new perspectives and increasing visibilities.

"Mobilized- mobile phone-based documentary film" is curated by Milan Bath (Film University Babelsberg)