Der Film gilt als Vorläufer des »Slow Cinema« und umspannt drei Tage im monotonen Alltag einer belgischen Hausfrau, die unter der titelgebenden Brüsseler Adresse mit ihrem Sohn lebt. Delphine Seyrig, international gefeierte Filmschauspielerin, Video-Künstlerin und Ikone des französischen Feminismus, verkörpert die Hauptfigur Jeanne und verweist bereits durch ihr Star-Image auf eine Realität außerhalb der dargestellten klaustrophoben Situation. In festen Einstellungen verfolgt die Kamera Babette Mangoltes minutiöse Abläufe vom Kartoffeln kochen bis zum Empfangen von Freiern und verleiht so den Gesten weiblich kodierter Arbeit das Gewicht filmischer Abbildung: Spürbar für das Publikum rücken Erzählzeit und erzählte Zeit aneinander.
Einführung: Elena Baumeister (Filmmuseum Potsdam)
Im Auftrag des Magazins »Sight and Sound« haben 1.600 internationale Kritiker*innen den »Besten Film aller Zeiten« gewählt. Mit Chantal Akermans Meisterwerk steht damit seit Beginn der Umfrage im Jahr 1952 zum ersten Mal ein Film von einer Frau an der Spitze der renommierten Auswahl- Anlass für eine deutschlandweite Kino-Tour der restaurierten Version.