Im Zeichen des Löwen

Im Zeichen des Löwen

Der in Paris lebende Amerikaner Pierre Wesselrin erfährt, dass er eine erwartete Erbschaft nicht bekommen wird. Schnell steigt der erfolglose Musiker und Bohémien zum Clochard und Gelegenheitsdieb ab. Seine Streifgänge durch das sommerliche Paris fängt der Film mit einem distanzierten, aber beharrlichen Blick ein, der kleine, alltägliche Details in den Vordergrund rückt. »Die an sich belanglosen Dinge, die Wesselrin auf seinem Irrweg durch die Stadt zustoßen, bekommen eine Tragweite, die sie plötzlich aller Alltäglichkeit entkleidet, so dass man sie sieht wie zum ersten Mal.« (Frieda Grafe)
1959 fertig gestellt, fand Éric Rohmers erster Spielfilm erst 1962 einen Verleih, als die Filme der Nouvelle Vague bereits keinen großen Anklang mehr beim Publikum fanden. Im Zeichen des Löwen fiel in den Kinos durch, bleibt aber eines der zentralen Werke der französischen Nouvelle Vague.

Zum Ende der 1950er Jahre sinkt die Zahl der Kinobesuche in Frankreich drastisch. Zeitgleich ändert das Centre National de la Cinématographie seine Förderstruktur. Bis 1961 entstehen so zahlreiche Debütfilme junger Regisseure. François Truffauts »Sie küssten und sie schlugen ihn« erhält 1959 bei den Filmfestspielen von Cannes den Regiepreis. Es ist einer der Filme, die für die Anfänge der Nouvelle Vague stehen - wie auch Jean-Luc Godards »Außer Atem«, der zweifelsohne innovativste frühe Film der Strömung. Godard und Truffaut werden die einflussreichsten Vertreter der neuen Welle, die der »Tradition de la Qualité« der Vorgänger mit ihrer Autorenpolitik entgegentritt. Damit setzten sie sich von den großzügig ausgestatteten, starbesetzten Literaturadaptionen aus den Vorjahren ab und forderten die Einheit von Autor und Regisseur ein. Regisseure sollten ihre Sicht der Welt im eigenen Drehbuch und durch ihre besonderen Stilmittel ausdrücken. Dementsprechend vielgestaltig sind die Filme dieser Zeit, in der auch Regisseure wie Claude Chabrol, Jacques Rivette und Éric Rohmer ihren ganz eigenen Stil ausbilden konnten.
Oft »on location« mit tragbarem Equipment, weniger bekannten Schauspielern, kleinen Crews und geringen Budgets gedreht, kamen die Filme der Nouvelle Vague den Bedürfnissen der Produzenten entgegen und spielten zunächst hohe Gewinne ein.

Past Dates

02 September 2016 | 19:00
15 September 2016 | 17:00

Vive le cinéma français