Hunderte deutschsprachige Filmschaffende, die vor 1933 zum Ruhm des Weimarer Kinos beigetragen hatten, mussten nach Hitlers Machtübernahme aus Deutschland emigrieren, die meisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Sie stammten aus ganz Europa, aus Österreich, Ungarn, Polen, Russland und Deutschland. Viele von ihnen fanden den Weg nach Hollywood, darunter so berühmte Regisseure wie Fritz Lang, Max Ophüls, Robert Siodmak und Billy Wilder. Mit ihrer besonderen Sensibilität und ihrer künstlerischen Handschrift bereicherten und prägten die Exilanten Hollywoods Golden Age. Doch das verlief nicht ohne erhebliche Spannungen und Kämpfe, wie Gerd Gemünden in seinem wichtigen Buch Continental Strangers. German Exile Cinema 1933-1951 (New York: Columbia University Press 2014) schildert. Im Filmmuseum Potsdam wird Gerd Gemünden über seine Arbeit sprechen und Ergebnisse seiner Recherchen vorzustellen.
Im Anschluss läuft der Exilfilm "The Other Woman": Der Tscheche Hugo Haas (1901-1968) war in seiner Heimat bereits ein bekannter Komödiant und Kinoregisseur, als nach der deut-schen Besetzung seines Landes wegen seiner jüdischen Herkunft nach Amerika emigrierte. In Hollywood drehte er eine Reihe von Film Noir, schnell und billig gemacht, allesamt von ihm geschrieben und produziert - und mit ihm selbst in der Hauptrolle des gedemütigten älteren Mannes in den Fängen schöner junger Frauen. Einen Höhepunkt seines Schaffens bildet "The Other Woman", eine geradezu unheimliche Reflektion übers Filmemachen: Eine gefährliche Blondine erpresst darin einen aus Europa stammenden Regisseur, der mittlerweile in Hollywood schäbige B-Filme dreht. Wenig später wird die Frau ermordet aufgefunden. Christian Cargnelli bemerkt dazu: "Gäbe es etwas wie eine ideale Mischung aus Filmexil und Film Noir, so wäre an diesem schwärzesten Punkt des schwarzen Loches ganz bestimmt "The Other Woman" angesiedelt."
Buchpräsentation mit Prof. Dr. Gerd Gemünden (Dartmouth College, USA)