Deutsch-sowjetische Begegnungen im Dokumentarfilm der DEFA

Auch wenn die deutsch-sowjetische Freundschaft zu den Gründungsmythen der DDR zählte, spielte die Beschäftigung mit der sowjetischen Militärpräsenz im dokumentarischen Film der DEFA kaum eine Rolle - zumal Dreharbeiten in den sowjetischen Garnisonen untersagt waren. Dennoch entstanden sehenswerte Arbeiten, die mit ganz unterschiedlichem Akzent und Tonfall Begegnungen von Deutschen und Angehörigen der Sowjetarmee schildern und der Völkerverständigung verpflichtet waren.
Gitta Nickels Dokumentarfilm Wir verstehen uns (1965) stellt einen deutsch-sowjetischen Kindergarten in Berlin vor, in dem Kinder zweisprachig aufwachsen, gemeinsam lernen, spielen und singen. Ihr schwungvoll fotografierter und montierter Film Dann springt mein Herz (1966) begleitetdas Alexandrow-Ensembles der Sowjetarmee auf Tour durch die DDR begleitet - inklusive Chubby-Checker-Coverversion! Vera kam mit den Frühlingsblüten (1980) porträtiert eine 60-jährige ehemalige Kampffliegerin aus dem Nordosten Sibiriens, während Und als ich über die Grenze kam (1985) die Erinnerungen eines Armee-Hauptmanns aufzeichnet, der sich 1945 im Panzer auf dem Vormarsch nach Neubrandenburg und Rostock befand. Ein außergewöhnliches Veteranen-Porträt stellt Bejdin, Oberst a.D. (1987) von Regisseur Peter Rocha dar. Der Protagonist berichtet darin von hochriskanten Geheimaufträgen während des Krieges, von seiner Tätigkeit als Besatzungsoffizier und von seiner in Deutschland gegründeten Familie, aber auch von Perestroika und Tschernobyl. Seine Aufrufe zur Veränderung der Gesellschaft lösten bei der Filmabnahme heftige Diskussionen aus und führten zu erheblichen Umschnitten.
Begrüßung: Dr. Philipp Stiasny (Filmmuseum Potsdam)

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15 April 2015 | 19:00

LET'S TWIST AGAIN Auf den Spuren der Sowjetarmee in Deutschland