Parole Erich - Kästners Filmerbe
Möchte eine/einer/eines lernen, wie integres Leben, Freundschaft, Solidarität funktionieren, so lese sie/er/es Erich Kästner.
Mit den unverzichtbaren Illustrationen seines kongenialen Partners Walter Trier bleiben Kästners Helden aus Kinderlesetagen ein Leben lang in der eigenen Seele: Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton, Der 35. Mai, Das fliegende Klassenzimmer. Es lohnt einen Versuch. Heute. Lesen des 1899 in Dresden geborenen.
Ebenso Fabian (kein Kinderbuch), ebenso die publizistischen Schriften für die Vossische Zeitung, die Weltbühne mit flirrenden Titeln, die zeitumspannend Inhalte nicht in die Geschichte entlassen, da Vergangenheit nicht tot ist, vielleicht nicht einmal vergangen, wie kluge Köpfe formulierten.
Mit den Größen der deutschen, bürgerlichen Linken bekannt, mit Ossietzky, Tucholsky, Brecht, mit seinen Schriften und Romanen im sofortigen Visier der Nationalsozialisten, werden Kästners Werke im Mai 1933 bei den Bücherverbrennung ins Feuer geworfen. Er steht dabei und beobachtet.
Sein Leben nicht 'gefährlichst' bedroht sehend, bleibt Erich Kästner in Deutschland. Unter Pseudonymen gelingt ihm das schreibende Überleben.
Zum 25. Jubiläum der Ufa verfasst er unter dem Namen Berthold Bürger das Drehbuch zum Vorzeigefilm "Münchhausen". Auch das Drehbuch zum "kleinen Grenzverkehr" kann er bei der Ufa noch unterbringen. Danach tritt das Schreibverbot umgehend wieder in Kraft.
Gemeinsam mit weiteren 180 Filmschaffenden aus den Babelsberger Studios entkommt er dem Krieg in den Tiroler Bergen. Die Arbeiten an "Das verlorene Gesicht" finden ohne Drehbuch und ohne Film in den Kameras statt. Eine reine Überlebensaktion...
Kästner trinkt, lebt, liebt, schreibt weiter. Erfolg bleibt nicht aus. Seine produktivsten Jahre, 1927-1933, liegen jedoch unwiederholbar hinter ihm.
Er stirbt 1974 in München.
(Bild: August Schüßler; Txt: R.S./G.A.)
Das besondere Objekt
Drehbuch Münchhausen
Aus den Sammlungen des Filmmuseums Potsdam