Jürgen Böttcher/Strawalde - Filmemacher und Maler

13. Dezember 1991 - 19. April 1992
Bis Ende der 1980er Jahre war Böttcher vor allem als Dokumentrist auch international bekannt, doch am Anfang seiner künstlerischen Biografie stand die Malerei. Böttcher/Strawalde hat immer gemalt und gezeichnet, wenn er auch zu Beginn der sechziger Jahre aus dem Verband Bildender Künstler der DDR ausgeschlossen worden war und lange Zeit nicht ausstellen durfte.
Als Maler Strawalde wurde der Filmemacher Jürgen Böttcher von den 1980er Jahren an ein zweites Mal berühmt. Zeichnungen und Gemälde sowie ein Konvolut von Postkartenübermalungen, die zu einem Filmprojekt gehören, wurden gezeigt. Ein spielerischer Dialog mit der Kunstgeschichte: Auf Kunstpostkarten variierte und kommentierte der Künstler klassische Kunstwerke und schuf so ganze Serien. Aus Postkartenübermalungen entstand 1981 das Experimentalfilm-Triptychon "Verwandlungen", in dem Böttcher/Strawalde auch vor laufender Kamera Postkarten von Potter, Giorgione und de Witte übermalte - so berühren sich Malerei, Animation und Filmdokumentation. Wie Böttchers Filme, so lassen auch seine Bilder fast nichts von den engen ästhetischen Grenzen der Gesellschaft spüren, in der sie entstanden.
Kuratoren: Bärbel Dalichow, Elke Schieber (FMP)
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Von 1949 bis 1953 studierte der 1931 geborene Jürgen Böttcher an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Erfahrungen aus früher Jugend prägten ihn: der Einbruch des Krieges in die Welt des Kindes, der Tod des Bruders, Bilder von toten Soldaten und brennenden Städten. Diese Eindrücke führten Böttcher zum Film, der für ihn nach eigener Aussage "vor allem die unmittelbare Wahrhaftigkeit, die Wahrheit der wirklichen Stofflichkeit, des wirklichen Raumes, der Städte, Mauern, Wohnungen, des Himmels, der Bäume, der Kinder" war. Nach dem Studium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst (1955 - 1960) begann Böttcher im DEFA Studio für Dokumentarfilm und Wochenschau zu arbeiten. 1961 entstand sein Debüt "Drei von vielen", das erst 27 Jahre später aufgeführt werden durfte. Auch sein erster Spielfilm "Jahrgang 45" (1966) verschwand, weil verboten, im Archiv. Böttchers Dokumentarfilme zeichnen sich durch Wahrhaftigkeit und innovative Ästhetik aus und damit erwarb er sich in den folgenden Jahrzehnten einen internationalen Ruf. Mit der gleichen Ernsthaftigkeit, mit der er Filme machte, malte er weiterhin.
Zur Ausstellung lief eine Retrospektive von Filmen des Künstlers im Museumskino.