24. März - 25. Mai 1994
Millionen Kinogänger liebten ihn als ebenso galanten wie tollkühnen Helden, der mit Raubtieren kämpfte, auf fahrende Züge sprang oder mit dem Motorrad ein Treppengeländer hinunterraste. Der Sensationsdarsteller, Regisseur, Produzent und Autor Harry Piel (1892-1963) war in den zwanziger und dreißiger Jahren ein Begriff für mitreißende Filmunterhaltung, Garant für sensationelle Abenteuer, Spannung und Nervenkitzel. Piel verkörperte den Abenteurer klassischen Stils inmitten des modernen Großstadtbetriebes, der sich der technischen Errungenschaften ebenso bediente wie der Mittel des Films. Dass hinter dem strahlenden Helden "Harry" der rührige, fleißige, fantasievolle und vielseitige Regisseur, Autor und Produzent Piel stand, entging dem Bewusstsein des breiten Publikums; die Trivialität seiner Stoffe tat ein übriges, um Harry Piel für lange Zeit aus einer ernsthaften filmhistorischen Betrachtung auszusparen. 30 Jahre nach seinem Tod war der Weg zur Neubetrachtung und Wiederentdeckung eines eigenwilligen und leidenschaftlichen Filmschöpfers frei.
Kurator: Matthias Beckmann (Filmmuseum Düsseldorf)
Plakat: grappa design (Berlin)
Ausstellungsfotos folgen.
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Gerade die vergessenen Aspekte des umfangreichen Schaffens Harry Piels - 110 Filme in 40 Jahren! - erscheinen heute durchaus interessant und betrachtenswert, zumal sich in Piels turbulentem Leben und in seiner außergewöhnlichen Karriere vier Epochen deutscher Zeitgeschichte spiegeln. 1911 kam der gebürtige Düsseldorfer in Paris durch Zufall zum Film; ein Jahr später drehte er, mit knapp zwanzig, in Berlin seinen ersten Film als Regisseur und Produzent. Sein für damalige Sehgewohnheiten neuartiger Sensationsstil machte den jungen Piel in der deutschen Filmmetropole rasch bekannt. 1919 trat er erstmals selbst vor die Kamera - und damit einen Siegeszug durch ganz Europa an; selbst in Ägypten und in der Sowjetunion liefen seine Filme mit größtem Erfolg. Harry Piel war nicht nur künstlerisch einfallsreich. Geschäftstüchtig wie er war, wusste er sich wirkungsvoll zu vermarkten. Als ihm der Übergang zum Tonfilm gelang, erreichte seine Popularität ihren Höhepunkt. Einige seiner exotischen Abenteuer und utopischen Themen gingen über den reinen Unterhaltungswert hinaus: "Der Geheimagent" wurde 1932 zur traumatischen Vorahnung des Zweiten Weltkriegs und von den Nazis 1933 verboten. Piel selbst versuchte sich durch Parteieintritt und Agitationen dem Regime anzudienen und als Produzent seine Unabhängigkeit zu wahren. Das wurde ihm nach Kriegsende zum Verhängnis, und beendete seine Karriere, nach nur wenigen Filmen Anfang der 50er Jahre. Krank, einsam und völlig mittellos starb Harry Piel 1963 in München.
Die Ausstellung war eine Übernahme aus dem Filmmuseum Düsseldorf.