Carmen

Der Film des Umbruchs. Als Carmen im Sommer 1918 unter der Regie Ernst Lubitschs gedreht wird, herrscht noch Krieg; als man den Film im Herbst der Presse vorstellt, liegt der Pulverdampf der Revolution in der Luft, und als er im Winter in die Kinos kommt, tagt gerade der Rätekongress in Berlin und bestimmt den Wahltermin für die Nationalversammlung. Die Geschichte der Zigeunerin Carmen, die in Sevilla einen rechtschaffenen Soldaten verführt und so die Herrschaft des Militärs unterwandert, erzählt von Freiheitsliebe, dem Verstoß gegen Sitten und Normen, von ungefesselter Sexualität und Aufbegehren. Furios gespielt wird die Außenseiterin von der polnischen Diva Pola Negri, dem ersten internationalen Star des Weimarer Kinos. Wenig später erobert sie mit ihrer beispiellosen Kombination von Komik und Dramatik auch den amerikanischen Markt.
Mit Vorfilmen
Am Klavier: Ekkehard Wölk

Past Dates

17 November 2018 | 19:30

Weimar International

Das Weimarer Kino war das Goldene Zeitalter des deutschen Films. Nie wieder war der deutsche Film so international wie in den 1920er Jahren, nie wieder hatte er eine solche Ausstrahlung. Nach Berlin und Babelsberg kamen Filmkünstler*innen aus aller Welt. Die künstlerische Vision und das Können entschieden über Chancen und Karrieren der Filmschaffenden, nicht die Muttersprache oder der Akzent. Denn die Sprache der Augen, die Mimik und Gestik der Schauspieler*innen brauchte in der Zeit des Stummfilms keine Übersetzung. Die Filmreihe von Philipp Stiasny und Frederik Lang im Berliner Zeughauskino und im Filmmuseum Potsdam ergänzt die Spielfilme um kurze Vorfilme: Reise-, Kultur- und Animationsfilme, die das Publikum in ferne Länder führen. Dem damals weit verbreiteten Nationalismus sagen die Filme adieu und umarmen stattdessen die Welt.