Da sie sich die Miete nicht mehr leisten können, verlieren die 17-jährige Eva Wild und ihr Großvater ihre Wohnung. Eva versucht sich als Straßenmusikantin, gerät dabei aber an einen flüchtigen Dieb, der sie zum Kleidertausch zwingt. Notgedrungen begibt sich Eva in die Rolle eines Jungen und nennt sich Peter. Nach einem Streit mit dem Arzt Robert Bandler landet »Peter« sogar vor Gericht. Aus Mitleid verschafft ihm/ihr Robert, zu dem sich Eva/Peter hingezogen fühlt, eine Anstellung. Doch Evas Maskerade sorgt für weitere Verwicklungen.
Die Verwechslungs- und Crossdressing-Komödie entstand unter Mitwirkung zahlreicher jüdischer Emigrant*innen als Teil des sogenannten »unabhängigen« Kinos in Budapest und Wien. In Deutschland kam der Film unter dem Titel »Peter, das Mädchen von der Tankstelle«erst 1952 in einigen Kinos der DDR zur Aufführung. Während der Regisseur Hermann Kosterlitz (=Henry Koster) und die Hauptdarstellerin Franziska Gaal später in Hollywood weiter wirken konnten, überlebten andere Beteiligte, wie die Schauspieler Otto Wallburg und Fritz Grünbaum oder der Tontechniker Gerhard Goldbaum, die NS-Verfolgung nicht.
Einführung: Guido Altendorf (Filmmuseum Potsdam)
Nicht erst in jüngerer Zeit wurde das Kino ein Ort für progressive und queere Themen. Crossdressing und ein anarchisches Spiel mit Genderrollen und sexuellen Identitäten begleiten die Filmgeschichte von Anbeginn. Die Stummfilme der 1910er und frühen 1920er Jahre mit tabubrechenden Auftritten von Stars wie Asta Nielsen sind reich an auf- und erregenden Filmstoffen und -bildern. Ihre Präsenz auf der Leinwand schuf Sichtbarkeit für andere Formen des Begehrens und bleibt auch für spätere Generationen queerer Filmemacher*innen einflussreich.
Mit der zweiten Auflage des Filmerbe-Festivals gehen wir weiter in der Geschichte und schauen nach Spuren eines queeren Filmerbes aus den 1920er und 1930er Jahren. Mit dem Nationalsozialismus endete die Epoche einer künstlerisch und politisch vielseitigen Filmkultur. Filmkünstler*innen aus Deutschland und Europa wurden in das innere und äußere Exil getrieben, Homosexuelle verfolgt und ermordet. Es gibt nur noch wenige Zeugnisse von queerem Filmschaffen aus dieser Zeit. Einführungsvorträge und musikalische Beiträge versorgen die Filmauswahl mit historischen Kontexten und schlagen die Brücke in die Gegenwart.
In Zusammenarbeit mit Katte e.V. und freundlicher Unterstützung durch QueerScope e.V.
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Medienpartner: Stummfilm Magazin