Die 14-jährige Manuela wird auf ein Potsdamer Internat geschickt. Hier herrscht preußische Disziplin. Unter der autoritären Kälte leidend findet sie Zuflucht bei ihrer Lehrerin Fräulein von Bernburg, die ihr als einzige Verständnis entgegenbringt. Als Manuela sich in ihre Lehrerin verliebt und dies bekannt wird, erfährt sie dramatische Konsequenzen.
Die Literaturverfilmung wurde an Potsdamer Originalschauplätzen gedreht, hatte Anfang der 1930er Jahre großen internationalen Erfolg und gilt als erster Film überhaupt, der offen lesbische Liebe thematisiert. Die österreichische Regisseurin Leontine Sagan untersucht die zerstörerischen Folgen repressiver Erziehungssysteme und begegnet ihrer sensiblen Hauptfigur voller Empathie und Menschlichkeit. Der Ausblick des Films auf mögliche gesellschaftliche Veränderung hin zu mehr Queerfreundlichkeit war 1931 gerade noch möglich.
Einführung: Manuel Schubert (taz)
Nicht erst in jüngerer Zeit wurde das Kino ein Ort für progressive und queere Themen. Crossdressing und ein anarchisches Spiel mit Genderrollen und sexuellen Identitäten begleiten die Filmgeschichte von Anbeginn. Die Stummfilme der 1910er und frühen 1920er Jahre mit tabubrechenden Auftritten von Stars wie Asta Nielsen sind reich an auf- und erregenden Filmstoffen und -bildern. Ihre Präsenz auf der Leinwand schuf Sichtbarkeit für andere Formen des Begehrens und bleibt auch für spätere Generationen queerer Filmemacher*innen einflussreich.
Mit der zweiten Auflage des Filmerbe-Festivals gehen wir weiter in der Geschichte und schauen nach Spuren eines queeren Filmerbes aus den 1920er und 1930er Jahren. Mit dem Nationalsozialismus endete die Epoche einer künstlerisch und politisch vielseitigen Filmkultur. Filmkünstler*innen aus Deutschland und Europa wurden in das innere und äußere Exil getrieben, Homosexuelle verfolgt und ermordet. Es gibt nur noch wenige Zeugnisse von queerem Filmschaffen aus dieser Zeit. Einführungsvorträge und musikalische Beiträge versorgen die Filmauswahl mit historischen Kontexten und schlagen die Brücke in die Gegenwart.
In Zusammenarbeit mit Katte e.V. und freundlicher Unterstützung durch QueerScope e.V.
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Medienpartner: Stummfilm Magazin