Claire Waldoff war von 1907 bis 1935 der Star der großen Kabaretts und Varietés - nicht nur in Berlin. Ihre Lieder wurden auf der Straße gesungen oder gepfiffen, von Müllkutschern und Millionären. Lieder wie »Hermann heeßt er!« oder »Sein Milieu« handelten von den Sorgen und Nöten der Zeit, trafen einen Ton, der die Menschen berührte. Noch bevor das Zeitalter der »neuen Frau« ausgerufen wurde, nahm sich Waldoff alle Freiheiten, führte ein offen lesbisches Leben und prägte das queere Berlin der 1920er Jahre. Bis heute bekannt ist ihre Version des Liedes »Raus mit den Männern aus dem Reichstag«, das kämpferisch und humorvoll ungleiche Geschlechterverhältnisse aufs Korn nimmt.
Sigrid Grajek lässt Claire Waldoffs bewegtes Leben vor dem Hintergrund der wechselhaften Geschichte Revue passieren. Mit ihrem musikalischen Programm gastierte die Schauspielerin und Sängerin bereits deutschlandweit.
Musikalische Biografie von und mit Sigrid Grajek
Am Klavier: Stefanie Rediske
Anschließend:
Get-Together und Getränke im Foyer
Nicht erst in jüngerer Zeit wurde das Kino ein Ort für progressive und queere Themen. Crossdressing und ein anarchisches Spiel mit Genderrollen und sexuellen Identitäten begleiten die Filmgeschichte von Anbeginn. Die Stummfilme der 1910er und frühen 1920er Jahre mit tabubrechenden Auftritten von Stars wie Asta Nielsen sind reich an auf- und erregenden Filmstoffen und -bildern. Ihre Präsenz auf der Leinwand schuf Sichtbarkeit für andere Formen des Begehrens und bleibt auch für spätere Generationen queerer Filmemacher*innen einflussreich.
Mit der zweiten Auflage des Filmerbe-Festivals gehen wir weiter in der Geschichte und schauen nach Spuren eines queeren Filmerbes aus den 1920er und 1930er Jahren. Mit dem Nationalsozialismus endete die Epoche einer künstlerisch und politisch vielseitigen Filmkultur. Filmkünstler*innen aus Deutschland und Europa wurden in das innere und äußere Exil getrieben, Homosexuelle verfolgt und ermordet. Es gibt nur noch wenige Zeugnisse von queerem Filmschaffen aus dieser Zeit. Einführungsvorträge und musikalische Beiträge versorgen die Filmauswahl mit historischen Kontexten und schlagen die Brücke in die Gegenwart.
In Zusammenarbeit mit Katte e.V. und freundlicher Unterstützung durch QueerScope e.V.
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Medienpartner: Stummfilm Magazin