Filmprogramm Carl Peters



Film- und Kinoprogrammhefte sind für den Filmfan von großer persönlicher Bedeutung. Daneben illustrieren und dokumentieren sie die Geschichte des Films auf besondere Weise. Eine Vielzahl von Filmprogrammserien wurde im Laufe des letzten Jahrhunderts von verschiedenen Verlagen herausgebracht. Im Filmmuseum wird ein Teil dieser Hefte den allgemeinen Werbeunterlagen zugeordnet. Umfangreiche chronologische Sammlungen gibt es zu drei bedeutenden und fortlaufend nummerierten Serien, die nahezu lückenlos die deutsche Film- und Kinogeschichte von 1919 bis 1990 belegen.
(Ines Belger)

Ein Beispiel aus den Beständen der Sammlung ist das Programmheft zum Film Carl Peters(1941, R: Herbert Selpin) aus der Serie Illustrierte Film-Kurier, Nr. 3185.


Kurzinhalt:

Carl Peters ist ein Propagandafilm mit antibritischen, antijüdischen und antiparlamentarischen Tendenzen von Herbert Selpin aus dem Jahr 1940/41. Der deutsche Philologe Carl Peters ist Ende des 19. Jahrhunderts ein fanatischer Verfechter der Idee, deutsche Kolonien zu errichten. [...]

Mit dem Propagandafilm Carl Peters wollten die Nationalsozialisten dem frühen Vertreter des Kolonialismus ein Denkmal setzen, verfälschten dabei aber die historischen Zusammenhänge und Personendarstellungen, um diese ihrer Ideologie anzupassen. So wird beispielsweise die Kolonisation als politischer Fortschritt dargestellt, der aber durch die "bösen" jüdischen und sozialdemokratischen Parlamentarier verhindert wird. Die Titelrolle, gespielt von Hans Albers, ist als Vorläufer und Vertreter der Expansionspolitik Hitlers zu sehen. Er wird als Ehrenmann inszeniert, obwohl die historische Person Carl Peters eine rassistische Einstellung vertrat und wegen völkerrechtswidrigem Verhalten gegen afrikanische Einheimische aus seinem Amt als Reichskommissar entlassen wurde. [...]

Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert. Seit 1966 befinden sich die ehemaligen Verbotsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und werden unter Vorbehalt in öffentlichen Aufführungen zugänglich gemacht. Darunter fallen die Propagandafilme aus der Zeit des Nationalsozialismus, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch, antisemitisch und/oder volksverhetzend ist und deshalb auf Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums nicht für den allgemeinen Vertrieb freigegeben werden. [...]

Die vielfältigen und jederzeit möglichen bundesweiten öffentlichen Aufführungen in Kinos, Universitäten, Schulen etc. sind eingebunden in einen einführenden Vortrag und eine anschließende Diskussion.
(Murnau-Stiftung, www.murnau-stiftung.de)

Das besondere Objekt
Illustrierter Film Kurier Carl Peters
Sammlungen des Filmmuseums Potsdam
(Abb.: c/o Berlin)