IM DIALOG - mit Filmen

IM DIALOG - mit Filmen

Flankierend zur Ausstellung " IM DIALOG - Sammlung Hasso Plattner: Kunst aus der DDR" im MINSK Kunsthaus in Potsdam blickt das Filmmuseum Potsdam mit drei Spielfilmen und einem Dokumentarfilm in die 1970er und 1980er Jahre in der DDR zurück. Den Auftakt macht ein Mitschnitt des folgenreichen Kölner Konzerts von Wolf Biermann am 13. November 1976.
Nach der kulturpolitischen Lockerung Anfang der 1970er Jahre, die der Machtwechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker mit sich brachte, markierte die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann eine neue Ära der gesellschaftlichen und kulturpolitischen Beschränkungen.

2. Februar 2025, 17 Uhr

Wolf Biermann: Das Kölner Konzert 13. November 1976
BRD 1976, Konzertmitschnitt, 215'
Ab 1965 galt für Wolf Biermann in der DDR nicht nur ein Auftritts- und Publikationsverbot, sondern auch ein Reiseverbot. 1976 wurde dem Liedermacher und Dichter dann überraschend die Ausreise zu einer Tournee nach Westdeutschland genehmigt. Am 13. November gab er in Köln vor rund 8000 Menschen sein erstes Konzert nach über 11 Jahren. Dass die Ausreise nur genehmigt worden war, um Biermann auszubürgern, war da noch niemandem klar. Drei Tage später kam die Meldung, dass "Biermann das Aufenthaltsrecht in der DDR aberkannt worden ist" - wegen "grober Verletzungen der staatsbürgerlichen Pflichten". Mit den Protesten im Westen hatte das Politbüro gerechnet, nicht aber mit dem Protest im eigenen Land. Tausende Menschen ergriffen dort Partei für Biermann, viele bezahlten dafür mit jahrelanger Haft. Zahlreiche Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Schauspieler*innen verließen die DDR, was den Anfang vom Ende des real existierenden Sozialismus bedeutete.

28. Februar 2025, 19:30 Uhr

Nelken in Aspik
R: Günter Reisch, D: Armin Mueller-Stahl, Helga Sasse, Erik S. Klein, DDR 1976, 94'
In der überdreht-turbulenten Komödie um den untalentierten Werbezeichner Wolfgang Schmidt, der ungewollt befördert wird, spielen neben Armin Mueller-Stahl in der Rolle Schmidts, Eva-Maria Hagen und Winfried Glatzeder mit. Im Zuge der im selben Jahr erfolgten Ausbürgerung des Liedermachers und Dichters Wolf Biermann verließen sie nacheinander die DDR. "Nelken in Aspik" wurde daraufhin in den Kinos nicht mehr aufgeführt.

25. April 2025, 19:30 Uhr

Geschlossene Gesellschaft
R: Frank Beyer, D: Jutta Hoffmann, Armin Mueller-Stahl, Sigfrit Steiner, DDR (TV) 1978, 118'
Ellen und Robert könnten ein Vorzeige-Paar sein. Doch in ihrer Ehe kriselt es. "Ist das komisch hier. Die Stille erscheint mir wie Lärm" stellt Ellen fest, als sie endlich mit Robert und Sohn Nick Urlaub im Ferienhaus verbringt.
Der verschlüsselte Film über Hoffnungen und Wünsche, Zweifel und Resignation zeichnet eine gelähmte Gesellschaft und löste einen heftig debattierten Zensur-Skandal des DDR-Fernsehens aus: Nach der Erstausstrahlung am 29. November 1978 verschwand das Kammerspiel im sogenannten Giftschrank.

27. Juni 2025, 19:30 Uhr

Jadup und Boel
R: Rainer Simon, D: Kurt Böwe, Katrin Knappe, Gudrun Ritter, DDR 1980/88, 104'
Jadup ist der angesehene Bürgermeister einer altmärkischen Provinzstadt. Während des Richtfests für die neue HO-Kaufhalle stürzt ein bäuerliches Gehöft zusammen. In den Trümmern taucht eine alte Marxismus-Broschüre auf, die Jadup kurz nach dem Krieg dem Mädchen Boel geschenkt hatte. Jadup wird durch den Fund von der Vergangenheit eingeholt. Er überdenkt sein bisheriges Leben und hinterfragt den offensichtlichen Widerspruch zwischen dem staatlichen Selbstverständnis und der realsozialistischen Wirklichkeit.
Erst nach einer dreijährigen Diskussionsphase wurde Rainer Simons Adaption des Romans "Jadup" von Paul Kanut Schäfer freigegeben. Der Film lief nur in ausgewählten DDR-Kinos.

8. August 2025, 19:30 Uhr

Die Behauptung des Raums - Wege unabhängiger Ausstellungskultur in der DDR
R: Claus Löser, Jakobine Motz, D 2009, Dok., OmE, 100'
Seit den 1970er Jahren entwickelte sich in der DDR eine von den offiziellen Apparaturen abgekoppelte, unabhängige Kunst- und Ausstellungsszene. So schufen neben der mittlerweile weltberühmten Leipziger Galerie »EIGEN+ART auch der »1. Leipziger Herbstsalon« (1984), die Galerie der Gruppe »Clara Mosch« in Karl-Marx-Stadt (1977-1982) und vor allem die erste Privatgalerie »EP« von Jürgen Schweinebraden in Ost-Berlin (1974-1980) Refugien künstlerischer Autonomie.
"Der Film erzählt Geschichten dieser freien DDR-Kultur. Bislang unerschlossene Videoaufzeichnungen und eindrucksvolle filmische Dokumente dieser Szene verbinden sich mit einer aktuellen, dokumentarischen Ebene, auf der beteiligte Künstler und Persönlichkeiten zu Wort kommen." (absolut medien)