Film-Aufnahme-Apparat System Geyer

Unter dieser Bezeichnung wurde die Kamera in einem ebenfalls im Museum vorhandenen Werbeblatt der Karl Geyer Maschinen- und Apparatebau GmbH Berlin vorgestellt.
Da die Geyer-Maschinenbau GmbH erst 1918 unter diesem Namen aus den Geyer-Werken ausgegliedert wurde und ab 1924 unter einer anderen Adresse zu finden war, muss die Kamera im Zeitraum 1918 - 24 hergestellt worden sein.
Intensive Recherchen in der Fachliteratur jener Jahre erbrachten einen weiteren Hinweis. In einem Bericht zur Kinomesse in Leipzig vom März 1921 heißt es: "Von Aufnahmeapparaten für Berufsleute waren vertreten Konstruktionen von Wardack u. Rothe - Berlin, Ernemann, Ertel, Karl Geyer - Berlin, Hahn-Goerz und Stachow, die sich mit Ausnahme des vorletzten an bekannte, meist ausländische Konstruktionen anlehnen." Alle Bemühungen, zu dieser Kamera weitere Informationen zu erhalten, blieben bisher erfolglos. Selbst in den noch vorhandenen Akten der Geyer-Maschinenbau GmbH finden sich keine Hinweise.

Geyer-Kamera (1921)
Werbeblatt der Geyer GmbH



Außer der Tatsache, dass von Geyer bisher keine 35-mm-Kamera bekannt war, wäre dies nun noch nichts Außergewöhnliches. Aber die Konstruktion des Gerätes lässt jeden Kenner der Materie sofort ahnen, warum diese Kamera wohl nur in sehr geringen Stückzahlen verkauft wurde und daher bisher unbekannt blieb. Der Grundaufbau entspricht in allen Details und Maßen der Kamera Pathé Modell B, einer Konstruktion aus dem Jahr 1905 (!), die allgemein als Pathé Professionnel bzw. Pathé Industriel bekannt ist.
Lediglich die Filmführung wurde verändert, da die hier rund gehaltenen Sperrholzkassetten nicht wie bei der Pathé hintereinander, sondern nebeneinander auf der Kamera angeordnet sind. Außerdem war die Kamera mit einem Kompendium mit Irisblende ausgestattet, um, wie es im Werbeblatt heißt, "eine neuerdings sehr beliebte Art der Anfangs- und Schlussabblendung" zu ermöglichen. Diese Kamera gehört wohl zu den Geräten, die Guido Seeber meinte, als er sich Anfang der 20er Jahre beschwerte, dass es in Deutschland außer dem Nachbau bewährter ausländischer Typen keine eigenen Kamerakonstruktionen gäbe.