27. September - 24. November 1996
Orangerie und Pferdestall, Garnisonmuseum und städtische Gemäldegalerie, Heimatmuseum und Filmmuseum: Nur wenige historische Bauten im Zentrum von Potsdam haben wie der Marstall die Zerstörungen des letzten Krieges und den Neugestaltungswillen sozialistischer Stadtplaner überlebt. So rückte das 1685 gebaute Barockgebäude am einstigen Lustgarten, das heute das Filmmuseum beherbergt, zum ältesten Bauwerk der Stadt auf. Das 250jährige Jubiläum seines Umbaus durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Auftrag von Friedrich II. nahm das Museum zum Anlass, die Vergangenheit des Hauses zu recherchieren und in einer Ausstellung und einem Katalog seine Geschichte und die seiner sehr verschiedenen Bewohner zu erzählen.
Kuratorinnen: Maren Ulbrich, Bärbel Dalichow (FMP)
Gestaltung und Plakat: Gerhard Willmanowski (Berlin)
Ausstellungsfotos folgen.
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1685 wurde unter Friedrich I. als Teil einer barocken Stadtschlossanlage am Ufer der Havel eine Orangerie zum Schutz exotischer Pflanzen errichtet. Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. 1714 beschloss, der Verschwendung seines Vaters ein Ende zu setzten und die Orangerie als Pferdestall zu nutzen, begann mit dem Einzug der königlichen Leibreit- und Klepperpferde das längste Kapitel des heute über 300 Jahre alten Hauses. 1746 leitete Sanssouci-Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Auftrag von Friedrich II. die Erweiterung und repräsentative Ausschmückung des Marstalls. Den plastischen Schmuck über den Eingängen fertigte Friedrich Christian Glume. Fast zwei Jahrhunderte lang fanden die prächtigsten preußischen Pferde hier Obdach und bis 1918 wurde das Leben der Stallbediensteten von Futterordnungen bestimmt. Im 20. Jahrhundert änderte sich die Funktion des früheren Marstalls mehrfach und seit 1981 lädt das Filmmuseum der DDR (seit 1990 Filmmuseum Potsdam) Kinofreunde zu Ausstellungen und Filmveranstaltungen ein.
Im Foyer des Marstalls empfing die Ausstellungsbesucher ein kleiner bezaubernder Garten - eine Reminiszenz an Lustgarten und Orangerie. Umgeben von Lorbeerbäumchen und Blumenrabatten wurden sie eingestimmt auf ein Stück Potsdamer Stadthistorie, für das Schaustücke aus allen Epochen der Marstallgeschichte zusammengetragen worden waren:
Stilisierte Pferdeboxen erinnerten an die königlichen Reitpferde, Uniformteile an Exerzierplatz und Garnisonmuseum; Lithographien von Adolph Menzel fanden sich neben Zigarettenbilderalben wieder - ein Sammelsurium aus Kunst und Kitsch, pendelnd wie das Schicksal des Hauses zwischen Hochkultur, Politik und Provinzialität. An die Personalausstellung des führenden Bildhauers der NS-Jahre Arno Breker 1944 erinnerte eine Bronze. Eine Auswahl von Gemälden, nach einem Katalog von 1934, machte den lokalen Charakter der städtischen Sammlungstätigkeit deutlich, während Arbeiten aus den einst im Marstall präsentierten Bezirkskunstausstellungen der DDR den politischen Auftrag an die DDR-Kunst der 1950er und 1960er Jahre erahnen ließ. Die Zeitreise endete mit der Vision eines neuen Lustgartens für das 21. Jahrhundert - im damals noch vergessenen historischen Zentrum Potsdams.
Die Ausstellung wurde unterstützt von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.