10. Oktober - 23. November 2007
Von der Sittenstrenge der Kaiserzeit bis zur Mädchenpower der 1990er Jahre erlebten Frauen in diesem Jahrhundert einen enormen Wandel ihrer Möglichkeiten. Sie waren Diva, Arbeitende, Girlie. Als Zuschauerinnen entdeckten sie sich wieder oder träumten sich in Leinwandbilder, produziert in Babelsberg und anderenorts. Den Idolen unserer Kinosehnsüchte, den Stars und ihrem Image wollte die Ausstellung auf die Spur kommen: Was macht eine Schauspielerin zum Star, wie wird sie zur magischen Sehnsuchtsfläche? Auf unkonventionelle Weise stellte die Schau an drei weiblichen Rollenmodellen zur Diskussion, wie sich private Skandale und Filmrollen, reales Leben, Kino und Medien gegenseitig durchdringen, kommentieren und verändern.
Kuratorin: Renate Schmal (FMP)
Gestaltung: Bettina Schubert (Potsdam); Katalog und Plakat: Zeer Fijn Design (Berlin)
Ausstellungsfotos folgen.
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Sechs Frauen in sechs Filmen aus sechs Jahrzehnten sollten den Wandel des Frauenbildes von der Diva bis zum Girlie nacherlebbar machen: Zarah Leander, Elizabeth Taylor, Rita Tushingham, Angelica Domröse, Maria Schrader und Lori Petty. Die Diva aus Babelsberg hieß Zarah Leander, ihr erfolgreichster Film "Die große Liebe" (1942). Liz Taylor, letzte amerikanische Diva, konnte ihre Popularität fast 40 Jahre lang behaupten und fand den prunkvollsten Rahmen in "Cleopatra" (1962). Angelica Domröse machte als Paula im DEFA-Film "Die Legende von Paul und Paula" (1973) eine ungelernte Arbeiterin und ihre Glückssehnsucht zum Kultobjekt. Rita Tushingham ließ in "Bitterer Honig/A Taste of Honey" (1961) ein großäugiges Mädchen aus den Slums von Liverpool zum Idol des britischen "Free Cinema" werden. Maria Schrader warf sich in "Burning Life" (1993) einen Pelz um und griff zur Pistole, um in einen Mädchentraum zu springen. Die Amerikanerin Lori Petty sollte in "Tank Girl" (1994) einen englischen Trend-Comic lebendig werden lassen, um die medienkreierte Girlie-Welle fürs Kino auszuschlachten.
Soziologinnen von der Frauenforschung der Universität Potsdam analysierten die sechs Filme und ihren Zusammenhang mit Wirklichkeiten. Modestudentinnen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ließen sich von den Filmfiguren zu Kostümerfindungen inspirieren. Eine Regie-Absolventin der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg und eine junge Filmarchitektin erfanden eine Ausstellung, die mit den Kostümen der Berlinerinnen, Accessoires, Fotos, Licht- und Rauminstallationen auf die Kinobilder der gewandelten Weiblichkeit einging. Die Ausstellung wurde ergänzt durch das Buch "Blaue Augen, Blauer Fleck. Kino im Wandel von der Diva zum Girlie" und entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam, Lehrstuhl Frauenforschung, der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Fachgebiet Mode-Design, der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Theaterwissenschaften, und mit Unterstützung von The British Council und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.