8. Mai - 2. August 1992
1982 wurde Trauner gefragt, ob er eher Maler oder Architekt sei: "Maler natürlich! Man muss Dekorationen ein wenig wie Gemälde betrachten. Für mich sind Szenenbilder zu allererst Illustrationen und dann Kreationen eines Universums, in die der Kameramann sein Licht setzt. Szenenbildentwürfe sind das Gegenteil von Architektur: Architektur ist eine Konstruktion, Filmdekoration ist Oberfläche, ist Licht. Nehmen wir ein Fenster: ein Architekt fragt sich, wie man es schließt oder wie das Haus zusammenhält. Im Kino interessieren uns diese Dinge kaum." Ein halbes Jahr, nachdem der französische Filmarchitekt Alexandre Trauner den Felix für sein Lebenswerk erhalten hatte, zeigte das Filmmuseum Potsdam eine umfangreiche Ausstellung mit seinen Arbeiten aus fünfzig Jahren. Die von Trauner beschworene Herkunft seiner Entwürfe aus dem Geist der Malerei ließ Filmerinnerungen in anderem Licht lebendig werden.
Kuratorin: Nadine Musté (Paris)
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1929 kam ein junger Ungar in die Hauptstadt Frankreichs. Er hatte in Budapest Malerei studiert und pilgerte - 23 Jahre alt - nach Paris, um die Stadt zu sehen, die fantasievolle Menschen aus aller Welt magisch anzog. Er wollte Maler sein, Maler in Paris. Maler wurde er nicht - er geriet an den Film und wurde zum spiritus rector erfundener Orte.
Anfang der 1930er Jahre begegnete Alexandre Trauner dem Poeten Jacques Prévert, einem Freund des Regisseurs Marcel Carné. Der Filmarchitekt Trauner, der Dichter Prévert und der Regisseur Carné bildeten ein geniales Trio. Die Filme, die sie gemeinsam erfanden, schrieben als poetischer Realismus Filmgeschichte: "Hafen im Nebel" ("Quai des brumes", 1938) und vor allem ihr Film "Die Kinder des Olymp" ("Les enfants du paradis", 1945), der in einem von Trauner erdichteten, überwirklichen Paris spielt und mit dem sie ihrer Heimat, von deren baldiger Befreiung sie überzeugt waren, ein Geschenk machen wollten. Trauner, der Jude war, lebte während dieser Arbeit in der Illegalität.
Nach dem Krieg arbeitete Trauner u.a. mit Yves Allégret, Orson Welles und Billy Wilder. Von 1958 bis 1975 lebte er in den USA. Nachdem er nach Europa zurückgekehrt war, wurde er mit dem Cèsar und mit Ausstellungen in Budapest, Paris und Berlin geehrt. Ende 1991 erhielt Trauner den Felix für sein Lebenswerk.
Die Ausstellung kam als Leihgabe aus Frankreich - durch die Vermittlung des Institut Français Berlin - nach Potsdam.