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"Strafhaft, heute, ist ein Erziehungsauftrag" stellt der Film eingangs fest und der Off-Kommentar führt Gefängnis weiter als funktionierende Gesellschaft im Kleinen vor. Der DDR-Staat kommt seinem Auftrag wohl vorbildhaft nach. Ein Ort, wo gearbeitet, gelernt und sogar musiziert wird - nur hier kann eine anschließende Wiedereingliederung eingeleitet werden. Auf der Bildebene des Films allerdings werden Zweifel an diesem Anspruch wach. Die strengen Formen des Gefängnisinneren suggerieren hierarchische Ordnungen und eine rein auf Disziplinierung ausgerichtete Institution.
Angeklagt
Einem Jugendlichen wird der Prozess gemacht. Eigentlich ein guter Sohn und vorbildlicher Brigade-Arbeiter, dann: ein Motorraddiebstahl. Gefängnis oder Erziehungsmaßnahme - noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Erst muss unter Einbindung der Öffentlichkeit und für sie rekonstruiert werden, wie es zu dem Fehltritt kommen konnte. Regisseur Hornig versucht, durch Betonung des Persönlichen, des Biografischen den Justizprozess zu demokratisieren und lässt den heutigen Betrachter fragen, wie weit er dabei vom wirklichen Justizvollzug in der DDR entfernt bleibt.

In Sachen H. und acht anderer
Kollwitzplatz, Prenzlauer Berg, ein Treffpunkt für Jugendliche: Einbruch, Rowdytum und Raub sind Begleiterscheinungen. "Halbstarke" hätte man im
Westen zu ihnen gesagt. Doch mit einem Label ist noch kein Problem gelöst. Der Film bemüht sich, im Gegenteil, um einen breiten Diskurs, verlangt nach gesellschaftlicher Verantwortung, befragt Sozialarbeiter, Lehrer und Eltern. Ein mutiger DEFA-Dokumentarfilm, der beiläufig auch das Tabu-Thema Homosexualität berührt.

Vergangene Vorstellungen

21 Mai 2008 | 18:00
25 Mai 2008 | 18:00

Jugend und Knast