Fritz Lang - Filmbilder und Vorbilder

19. Januar - 17. März 1991
Die Ausstellung zum 100. Geburtstag von Fritz Lang stellte die von ihm in Berlin gedrehten Stummfilme in allgemeine kunsthistorische Zusammenhänge und untersuchte mit Vergleichen aus bildender Kunst und Architektur die Wechselbeziehungen zwischen dem Schaffen Langs und zeitgenössischen Kunstströmungen, wobei Bildtraditionen offenbar wurden. Ein wichtiger Akzent der Schau lag auf den geistigen Wurzeln von Langs Bildvorstellungen im Wien um die Jahrhundertwende und im Umkreis der Münchner Zeitschrift "Jugend". Beides beeinflusste seine Filmarbeit im Berlin der Nachkriegszeit wesentlich, ebenso seine Kontakte zur Avantgarde und zu den Konstruktivisten. In Fritz Langs Bildsprache treten die Beziehungen zwischen der Filmkunst und den anderen Künsten zutage und offenbaren die prägende Stellung des Filmregisseurs in der neuen Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigte eigens angefertigte Standfotos aus den Filmen Fritz Langs sowie Originale aus Bildhauerei, Grafik und Buchkunst zum Vergleich. Die Deutsche Kinemathek und Kunstmuseen aus ganz Deutschland unterstützten die Schau mit Leihgaben.
Kuratorin: Dr. Heide Schönemann (FMP)
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Fritz Lang, 1890 in Wien geboren, verdankte seiner Vaterstadt erste künstlerische Anregungen. Da waren die reichen Schätze des Kunsthistorischen Museums, die Gemälde Pieter Bruegels d.Ä., die epochalen Bauten Otto Wagners und Josef Hoffmanns, die Lehrer der Wiener Kunstschulen wie Carl Otto Czeschka.
Lang begann an der Technischen Hochschule ein Studium als Bauingenieur, ging aber bald nach München, wo er bei Julius Diez, einem wichtigen Mitarbeiter der Zeitschrift "Jugend", Malerei studierte. Nach weiteren Studien in Paris versuchte er sich während des ersten Weltkrieges in Slowenien als Bildhauer, angeregt von der örtlichen Kunst und möglicherweise von Joseph Wackerle, der neben Diez in München lehrte. Manches Motiv seines späteren Filmschaffens formte er hier zum ersten Male. 1918 begann Lang noch einmal ein Studium der Malerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste, während er schon für Joe May in Berlin Filmdrehbücher schrieb.
Als er 1919 selbst anfing, Filme zu drehen, geriet Lang unter den Einfluss der Illustrationen der "Jugend" und der in Wien und Leipzig erscheinenden Bände von Gerlachs Jugendbücherei. Dazu kam im Nachkriegsberlin die Begegnung mit Künstlern wie Käthe Kollwitz und Magnus Zeller. Im Umkreis des Czeschka-Schülers Wenzel Hablik, der wie Bruno Taut der Architektengemeinschaft "Die gläserne Kette" angehörte, lernte Lang die visionäre Programmatik des Neuen Bauens verstehen. Nach einer New-York-Reise ging auch die konstruktivistische Großstadt-Architektur in seine Bildwelt ein. Seine Bildideen, wurzelnd in einer jahrhundertealten Tradition, blieben nicht ohne Einfluss auf andere Filmschöpfer seiner und der nachfolgenden Generation.