Auch heute noch liegen die Gebeine zahlreicher Menschen aus den ehemaligen Kolonien in deutschen Museen. Was das für die Nachkommen bedeutet, führt der auf der Berlinale 2024 uraufgeführte Dokumentarfilm der Deutschen Agnes Lisa Wegner und der Tansanierin Cece Mlay nachdrücklich vor Augen. Er begleitet den Rechtsanwalt John Mbano aus Tansania, der darum kämpft, dass der Schädel seines Urgroßvaters Nduna Songea Mbano zurückgegeben wird. Die Deutschen hatten ihn 1906 im Maji-Maji-Krieg wegen seines antikolonialen Widerstands hingerichtet. Einen ähnlichen Kampf wie John Mbano tragen Felix und Ernest Kaaya aus. Sie werden in der Metropole Dar es Salaam vorstellig, geraten ins Dickicht deutscher und tansanischer Bürokratie und finden schließlich Hilfe bei Aktivist*innen, die das Thema in Deutschland in die Öffentlichkeit bringen. Am Ende spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Grab von Nduna Songea Mbano: »Als deutscher Bundespräsident möchte ich um Verzeihung bitten für das, was Deutsche hier Ihren Vorfahren angetan haben.« Das Grab bleibt leer.
Zu Gast: Regisseurin Agnes Lisa Wegner
Moderation: Dr. Christoph Classen (moving history, ZZF)
Filme prägen unser Bild von der Vergangenheit. Sie bewegen emotional, vermitteln politische Ideen, sind ein fester Bestandteil historischen Wissens und stoßen immer wieder gesellschaftliche Debatten an. Geschichtsthemen finden in Kino, im Fernsehen und in Streaming-Angeboten ein großes Publikum. Was sagt das über unsere Kultur? Wie beeinflussen Filme Geschichtsbilder? Welche Erzählungen vermitteln sie den nachwachsenden Generationen? Diesen Fragen widmet sich das Potsdamer Festival moving history.Das Festival vergibt seit 2017 jährlich die CLIO an den besten Film zu einem historischen Thema. Der mit 5.000 Euro dotierte Filmpreis geht 2024 an David Schalko für die Serie Kafka. Der Preis wird von der Landeshauptstadt Potsdam, UNESCO Creative City of Film, gestiftet.An weiteren Abenden präsentieren wirdie CLIO-Nominierungen 2024, erstmals auch im Zeughauskino in Berlin (4.10. bis 19.10.)Eine Veranstaltungsreihe von »moving history - Festival des historischen Films Potsdam e.V.«, der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Mit freundlicher Unterstützung durch das Medienboard Berlin Brandenburg und das Brandenburgische Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM)