Die österreichisch-jüdische Theater- und Filmschauspielerin Ellen Richter (geb. als Käthe Weiß 28.7.1891 in Wien, gest. 11.9.1969 in Düsseldorf) war einer der produktivsten und populärsten Filmstars im deutschen Kino der 1910er und 1920er Jahre. Ab 1913 spielte sie Hauptrollen in gut 70 Spielfilmen populärer Art (darunter Melodramen, Historienfilme, Abenteuerfilme, Krimis und Komödien). Mit ihrem Ehemann Willi Wolff (geb. 16.4.1883 in Schönebeck an der Elbe, gest. 6.4.1947 in Nizza), der für die Drehbücher und später auch die Regie ihrer Filme verantwortlich zeichnete, gründete Richter 1920 die Ellen Richter-Film GmbH und fungierte von nun an als eigene Produzentin. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 endete ihre Filmkarriere abrupt, sie flüchtete ins Exil und geriet in Vergessenheit. 2018 begann das Vorhaben, das Leben und Werk Ellen Richters erstmals umfassend zu untersuchen, was mit der Restaurierung und Digitalisierung ausgewählter Filme von und mit Ellen Richter durch Filmerbeeinrichtungen in Deutschland und im Ausland einhergeht. Das Vorhaben ist in zwei umfangreichen Retrospektiven - 2021 beim renommierten Stummfilmfestival in Pordenone, Italien, und 2022 im Kino Arsenal in Berlin - gemündet, eine Monografie ist in Arbeit. In diesem Vortrag wird anhand des Beispiels ihres letzten erhaltenen Stummfilms »Moral« die Komplexität der Forschungs- und Restaurierungsarbeit näher beleuchtet.
Vortrag von Oliver Hanley (Kurator)
In Zusammenarbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum, der Filmuniversität Babelsberg und dem Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft der Universität Potsdam