In den 1930er Jahren gaben zwei Filmemacher aus Deutschland einen stilistischen Impuls, der bald in anderen europäischen Ländern und weltweit Widerhall fand: Es ging darum, eigentlich unbewegliche Kunstwerke wie Skulpturen, aber auch Architektur, im Film dynamisch darzustellen. Dazu wurden verschiedene Stilmittel wirkungssteigernd aufeinander abgestimmt: Kamera- und Objektivbewegungen, Lichtsetzung, Schnitttechniken, musikalische Akzentuierung. Die damals entwickelten Grundprinzipien kommen auch heute noch oft zur Anwendung.
Bei den beiden Filmemachern handelt es sich um den Szenographen Rudolf Bamberger, der später im Holocaust ermordet wurde, und den Kameramann Curt Oertel, der nach dem Krieg als Funktionär maßgeblich am Wiederaufbau der deutschen Filmwirtschaft beteiligt war. Während
Die steinernen Wunder von Naumburg
(1932) als Ursprungsfilm der Dynamisierung von Kunstwerken heute vergessen ist, gewann
Michelangelo
(1940) nach dem Krieg in einer leicht gekürzten und modifizierten US-Version einen Oscar.
»Die steinernen Wunder von Naumburg« zeigen wir als digitale Welturaufführung, digitalisiert vom Bundesarchiv-Filmarchiv.
Einführung: Chris Wahl (Filmuniversität Babelsberg)