Ehe im Schatten

Kurt Maetzig zum 100. Geburtstag im Filmmuseum Potsdam (28.1.2011), Foto: Jörg Leopold, Filmmuseum Potsdam
Kurt Maetzig (25.1.1911 - 8.8.2012)

Mit Kurt Maetzig starb ein Filmregisseur und Mitbegründer der DEFA, der fast ein halbes Jahrhundert deutscher Filmgeschichte entscheidend mitgeprägt hat. Seine Arbeiten spiegeln wie die keines anderen Künstlers die wechselvolle Geschichte des DDR-Kinos, dessen Licht- und Schattenseiten, die Aufbruchsstimmungen, aber auch Zeiten der Resignation und Bescheidung. Mit Filmen wie "Ehe im Schatten" (1947), "Die Buntkarierten" (1949), "Der Rat der Götter" (1950), "Schlösser und Katen" (1957), "Der schweigende Stern" (1960), "Das Kaninchen bin ich" (1965) und "Mann gegen Mann" (1975) schuf er bleibende Kunstwerke, mit denen er aktiv in aktuelle Prozesse einzugreifen suchte, seine Haltung zu Politik und Gesellschaft artikulierte.
Kurt Maetzig studierte in München und an der Sorbonne in Paris. Er wurde geprägt durch das jüdisch-großbürgerliche Elternhaus seiner Mutter, die sich kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges das Leben nahm, um sich dem Zugriff der Gestapo zu entziehen.
1946 gehörte er zu den Gründervätern der DEFA und wurde Schöpfer der ersten deutschen Nachkriegswochenschau, "Der Augenzeuge". "Ehe im Schatten", der erste deutsche Nachkriegsfilm, der sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzte und weltweit beachtet wurde, erhielt als erfolgreichster Film des Jahres 1947 den ersten Bambi.
Kurt Maetzig war von 1954 bis 1964 Rektor an der von ihm mitbegründeten Deutschen Hochschule für Filmkunst, der heutigen Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg. Als Lehrer mehrerer Generationen von Regisseuren gab er seine Erkenntnisse über Kunst und Politik an Jüngere weiter und blieb dabei seinem viel zitierten Motto "Lernt aus meinen Fehlern!" treu. Als Ehrenpräsident der Internationalen Filmclubföderation war er auch international ein viel gefragter Gesprächspartner. Für seine Filme erfuhr er zahlreiche Ehrungen.
Sein wacher Geist machte ihn bis ins hohe Alter zu einem gesuchten Ratgeber und Gesprächspartner.

Die DEFA-Stiftung und das Filmmuseum zeigen am 24. August, 18 Uhr, zum Gedenken an den Regisseur seinen Film Ehe im Schatten.

Zum Film: Der Berliner Schauspieler Hans Wieland ist mit einer jüdischen Kollegin verheiratet. Nach den Nürnberger Gesetzen hat sie Berufsverbot, ist aber durch ihre Ehe noch geschützt. Man drängt ihn zur Scheidung, doch Wieland lehnt ab und steht weiterhin jeden Abend auf der Bühne. Als ihnen die Deportation in ein Konzentrationslager droht, sieht das Paar als Ausweg nur den gemeinsamen Freitod. "Zur Zeit, als ich noch den ‚Augenzeugen’ leitete, aber gleichzeitig einer der Direktoren der DEFA war, bekam ich natürlich alles, was an Filmprojekten auftauchte, zu lesen. Da kamen mir die wenigen Seiten einer Filmnovelle von Hans Schweikart in die Hände. Sie bezogen sich auf den Doppelselbstmord des Schauspielers Joachim Gottschalk und seiner Frau, den er als Freund aus nächster Nähe miterlebt hatte. Das beeindruckte mich tief." (Kurt Maetzig, zitiert nach dem Buch Kurt Maetzig: Filmarbeit, Berlin 1987)

Vergangene Vorstellungen

24 August 2012 | 18:00

Zum Tod von Kurt Maetzig 08/12