Fahrenheit 451

Zum 50. Jubiläum des Science-Fiction-Films nach dem Roman von Ray Bradbury: Feuerwehrmann Guy hat die Aufgabe, Bücher zu verbrennen. Denn in dem totalitären Polizeistaat, in dem er lebt, steht Lesen unter Strafe, da es dem verordneten Prinzip des hedonistischen Glücksstrebens widerspricht. Als Guy auf der Straße Clarisse kennen lernt, die nicht mehr als Lehrerin arbeiten darf, weil sie leidenschaftlich Bücher liest, wird er neugierig, nimmt bald heimlich Bücher von seinen Einsätzen mit und revoltiert schließlich.
François Truffaut produzierte seine Hommage an die Literatur und die abendländische Kultur mithilfe US-amerikanischer Gelder in den britischen Pinewood-Studios, da er in Frankreich keine Finanzierung finden konnte. Mit wenig technischem Aufwand - aber liebevoll-altmodischen Details wie bretonischem Geschirr, veralteten Telefonen und Fachwerkhäusern - entwirft er eine erdrückende (anti-)futuristische Szenerie.

Zum Ende der 1950er Jahre sinkt die Zahl der Kinobesuche in Frankreich drastisch. Zeitgleich ändert das Centre National de la Cinématographie seine Förderstruktur. Bis 1961 entstehen so zahlreiche Debütfilme junger Regisseure. François Truffauts »Sie küssten und sie schlugen ihn« erhält 1959 bei den Filmfestspielen von Cannes den Regiepreis. Es ist einer der Filme, die für die Anfänge der Nouvelle Vague stehen - wie auch Jean-Luc Godards »Außer Atem«, der zweifelsohne innovativste frühe Film der Strömung. Godard und Truffaut werden die einflussreichsten Vertreter der neuen Welle, die der »Tradition de la Qualité« der Vorgänger mit ihrer Autorenpolitik entgegentritt. Damit setzten sie sich von den großzügig ausgestatteten, starbesetzten Literaturadaptionen aus den Vorjahren ab und forderten die Einheit von Autor und Regisseur ein. Regisseure sollten ihre Sicht der Welt im eigenen Drehbuch und durch ihre besonderen Stilmittel ausdrücken. Dementsprechend vielgestaltig sind die Filme dieser Zeit, in der auch Regisseure wie Claude Chabrol, Jacques Rivette und Éric Rohmer ihren ganz eigenen Stil ausbilden konnten.
Oft »on location« mit tragbarem Equipment, weniger bekannten Schauspielern, kleinen Crews und geringen Budgets gedreht, kamen die Filme der Nouvelle Vague den Bedürfnissen der Produzenten entgegen und spielten zunächst hohe Gewinne ein.

Past Dates

10 September 2016 | 17:00
23 September 2016 | 19:00

Vive le cinéma français