Die Verachtung

Der Autor Paul Javal wird engagiert, um das Drehbuch eines Films unter der Regie von Fritz Lang marktgerecht umzuarbeiten. Pauls Frau Camille aber fühlt sich für seine Karriere verkauft und verliert die Achtung vor ihm, da er nichts gegen die Annäherungsversuche des Produzenten unternimmt.
In seinem Film über das Filmemachen inszeniert und analysiert Jean-Luc Godard die Gefahr der Prostitution gegenüber der Filmindustrie. Tatsächlich wurde Die Verachtung aus den USA vorfinanziert, und die amerikanischen Geldgeber zwangen Godard, Brigitte Bardot hin und wieder nackt zu zeigen. Diese nachträglich eingebauten Szenen sind allerdings so diskontinuierlich gesetzt, dass sie sich elegant in das Gesamtgebilde aus Dopplungen und Brechungen einfügen. Die konsequente Farbdramaturgie und nicht zuletzt die Musik tragen zur geradezu schwerelosen Schönheit des Films bei.

Zum Ende der 1950er Jahre sinkt die Zahl der Kinobesuche in Frankreich drastisch. Zeitgleich ändert das Centre National de la Cinématographie seine Förderstruktur. Bis 1961 entstehen so zahlreiche Debütfilme junger Regisseure. François Truffauts »Sie küssten und sie schlugen ihn« erhält 1959 bei den Filmfestspielen von Cannes den Regiepreis. Es ist einer der Filme, die für die Anfänge der Nouvelle Vague stehen - wie auch Jean-Luc Godards »Außer Atem«, der zweifelsohne innovativste frühe Film der Strömung. Godard und Truffaut werden die einflussreichsten Vertreter der neuen Welle, die der »Tradition de la Qualité« der Vorgänger mit ihrer Autorenpolitik entgegentritt. Damit setzten sie sich von den großzügig ausgestatteten, starbesetzten Literaturadaptionen aus den Vorjahren ab und forderten die Einheit von Autor und Regisseur ein. Regisseure sollten ihre Sicht der Welt im eigenen Drehbuch und durch ihre besonderen Stilmittel ausdrücken. Dementsprechend vielgestaltig sind die Filme dieser Zeit, in der auch Regisseure wie Claude Chabrol, Jacques Rivette und Éric Rohmer ihren ganz eigenen Stil ausbilden konnten.
Oft »on location« mit tragbarem Equipment, weniger bekannten Schauspielern, kleinen Crews und geringen Budgets gedreht, kamen die Filme der Nouvelle Vague den Bedürfnissen der Produzenten entgegen und spielten zunächst hohe Gewinne ein.

Past Dates

11 September 2016 | 19:00
28 September 2016 | 17:00

Vive le cinéma français