Dreyfus

Begleitend zu einem Seminar, das Dr. Philipp Stiasny, Mitarbeiter des Filmmuseums, in Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF anbietet, zeigt das Filmmuseum Potsdam eine Filmreihe mit Einführungsvorträgen.

Mit dem Namen Dreyfus verbindet sich der größte antisemitisch grundierte Justizskandal Frankreichs. Um in einem Spionagefall einen Schuldigen zu präsentieren, wurde der jüdische Generalstabsoffizier Alfred Dreyfus 1894 wegen Landesverrats angeklagt und trotz seiner Unschuld auf die Teufelsinsel deportiert. Bis zur seiner Rehabilitierung vergingen viele Jahre, in denen Unterstützer wie der Schriftsteller Emile Zola sich für Dreyfus einsetzten.

Nachdem 1929/30 in Berlin bereits ein Theaterstück über die Dreyfus-Affäre für Furore gesorgt hatte, wurde der Stoff vom prominenten Regisseur Richard Oswald auch für den Tonfilm bearbeitet. Für Oswald, der selbst immer wieder antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war, war das auch eine Herzensangelegenheit. Schon 1920 plante er einen Film über die gesellschaftlichen Gefahren des Antisemitismus, der allerdings nie realisiert wurde.

"Dreyfus" ist eine historische Reportage, die einem Dokudrama gleicht. Die Besetzung versammelt einige der besten Schauspieler der Epoche, wobei Heinrich George als Zola herausragt. Dagegen spielt Fritz Kortner die Titelfigur sehr zurückhaltend. Den Kritiker der "Vossischen Zeitung" erinnert Kortners Spiel dennoch an dessen berühmteste Theaterrolle: Er gehe auf der Teufelsinsel umher, "als sei er Shylock in den Straßen von Venedig. Gewiß eine starke und geschlossene Leistung." (Vossische Zeitung, 18.8.1930)

Einführung: Prof. Dr. Ursula von Keitz (Filmmuseum Potsdam)

Vergangene Vorstellungen

23 Juni 2015 | 19:00

Deutsch-jüdisches Filmschaffen in der Weimarer Republik