Gemälde aus der Fälscherwerkstatt

Fälschen im Auftrag - Die DEFA-Werkstatt der Kunstmaler

Kopie (Ausschnitt) nach Hans Grundigs Porträt seiner Frau, der Malerin Lea Grundig, für "Requiem für Hans Grundig" (Regie: Achim Hübner, DDR 1975)
Die Sammlungen des Filmmuseum Potsdam beherbergen mitunter ungewöhnliche Güter. So kann das Haus eine Kunstsammlung ihr eigen nennen, die mit großen Namen aufwartet: Velázquez, El Greco, Goya, van Gogh, Kollwitz, Barlach und andere. Die Bilder und Plastiken entstanden in einer der großen legalen und bekannten Fälscherbuden der DDR - der Werkstatt der Kunstmaler der DEFA. Wurde für einen DEFA- oder Fernsehfilm ein Rembrandt, Zille oder Picasso benötigt - kein Problem. Die Maler der Werkstatt waren mit vielen Handschriften, Stilen und Techniken vertraut. Besonders gefragt war ihre Kunst in Künstlerbiographien, richtete die Kamera hier doch einen sehr genauen Blick auf die Werke.

Die Bilder des spanischen Malers Francisco de Goya y Lucientes (1746-1828) bilden den größten Teilbestand an Kopien und Repliken aus der Werkstatt der Kunstmaler im Filmmuseum Potsdam. Angefertigt wurden sie für einen Film der Superlative: Konrad Wolfs "Goya - oder Der arge Weg der Erkenntnis" (DDR/UdSSR 1971) nach dem Roman von Lion Feuchtwanger - gedreht auf 70mm, unter Verwendung von 3000 Kostümen, Waggonladungen von Requisiten, mit Drehorten in Jugoslawien, Bulgarien, auf der Krim, im Kaukasus, Schauspielern aus acht Ländern, Musikaufnahmen in Leningrad, Synchronarbeiten in Berlin-Johannisthal… und mit 80 Gemälden Goyas und zahlreichen Skizzen, Entwürfen sowie dem berühmten Caprichos-Zyklus. Die meisten Bilder kopierte Alfred Born, der Leiter der Werkstatt. Der Film selbst reflektiert über das Verhältnis von Künstler und Macht, und zeichnet Goyas Weg vom Hofmaler Karls IV. zum patriotischen Künstler nach.

Kopie (Ausschnitt) nach Vincent van Goghs Selbstporträt mit verbundenem Ohr und Pfeife (1889) für "Besuch bei Van Gogh"  (Regie: Horst Seemann, DDR 1985)
Im Sommer 2013 konnte das Filmmuseum seine "Goya-Sammlung" durch eine Leihgabe des Art Department - Requisitenfundus erweitern. Endlich gehört neben zahlreichen Bildern der spanischen Königsfamilie auch ein Bild der "Maja" - hier in der bekleideten Fassung - zu den Beständen. Das Pendant, die "Nackte Maja", schenkte der DEFA-Kunstmaler Hans Schneider dem Filmmuseum im Juni 2022. Der Film arrangiert die zwei Gemälde der Herzogin von Alba in einem Rahmen, als eine Art mechanisches Wechselbild, wobei mittels einer Schnur die "bekleidete Maja" zur nackten enthüllt wurde. In den Sammlungen des Filmmuseums hängen nun beide Darstellungen der Goya-Geliebten nebeneinander.