Amateurfilm

Lokale Monatsschauen, Satiren auf Mangel und Mängel, ungewöhnliche Sichten auf Maidemonstrationen und Kindergeburtstage, poetische Beschreibungen von Gefühlszuständen - das Erbe des DDR-Amateurfilms ist reichhaltig, auch im Land Brandenburg. Es sind vielfach Filme, die durch einen weniger offiziellen Blick auf die politischen Verhältnisse und den Alltag auffallen. Trotz ihrer Bedeutung für das kulturelle Gedächtnis wurden Amateurfilme in Brandenburg bisher nicht kontinuierlich gesammelt und erforscht.

Seit November 2010 realisiert das Filmmuseum Potsdam in Kooperation mit dem Museumsverband des Landes Brandenburg das Projekt "Regionale Filmbilder entdecken. Amateurfilm im Land Brandenburg". Der Fokus liegt auf der Zeit von 1945 bis 1990 und auf Arbeiten, die mit künstlerischer Intention überwiegend in Studios entstanden und für eine begrenzte Öffentlichkeit bestimmt waren. Unter Mitwirkung regionaler Museen und ehemaliger Amateurfilmer konnten bisher zahlreiche Bestände gesichert, dokumentiert und teilweise ins Filmmuseum Potsdam überführt werden:
Pionierfilmstudio Senftenberg, Amateurfilmstudio Prenzlau, Studio Cine Pentama Hennigsdorf, AFC ENERGIE Berlin, Studio des Wohnungsbaukombinates Berlin, Amateurfilmzentrum Bernau, Studio Haus der Lehrer Potsdam, Amateurfilmclub des Ministeriums für Verkehrswesen, Alfred Fielitz sowie Karl-Heinz Straßburg.

Erste Arbeitsergebnisse und ausgewählte Studios wurden in der Foyerausstellung Amateurfilm in Brandenburg 1950-1990. Arbeit an der Wirklichkeit (7.10.2011 - 8.2.2012) im Filmmuseum Potsdam gezeigt.
In das Projekt fließen die Originalfilme sowie diverse Kontextdokumente ein - wie Fotos, Alben, Auszeichnungen und Schriftgut. Ferner werden Zeitzeugen befragt. Langfristiges Ziel ist die koordinierte Bewahrung und zentrale Dokumentation der landesweiten Bestände (Datenbank, Informationspool) und die konservatorisch fachgerechte Archivierung der Originalfilme, sei es in den dezentralen Partnermuseen und Archiven oder im Filmmuseum Potsdam.

Projektvorstellung (Stand Mai 2011) durch Ralf Forster und Matthias Struch auf dem 14. Brandenburgischen Archivtag "Nichtamtliche Überlieferung", 5. und 6. Mai 2011, Burg Beeskow:

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Seit 2013 werden im Rahmen der Digitalisierungsoffensive des Landes Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) Filme des Projektes detailliert gesichtet, restauratorisch bearbeitet, digitalisiert und auf der Online-Plattform museum-digital veröffentlicht. Eine Tätigkeitsübersicht der Projektmitarbeiter Carsta Knaack, Dennis Basaldella und Ralf Forster bietet die Broschüre "Kulturelles Erbe aus dem Land Brandenburg im Internet".

Korrespondierend dazu erfolgte zwischen April 2013 und Mai 2016 erstmals die wissenschaftliche Untersuchung des Amateurfilms in der DDR durch Ralf Forster im Rahmen des Forschungsprojektes "Regionale Filmkultur in Brandenburg". Sie war eingebettet in die Heisenberg-Professur von Prof. Chris Wahl "Filmkulturerbe im digitalen Zeitalter". Die auf einem umfangreichen Materialfundus - u.a. Informationen zu über 1.000 Studios und mehr als 4.500 Filmen - beruhende Abschlusspublikation "Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR" ist im November 2018 in der Reihe "Film-Erbe" bei edition text + kritik München erschienen. Das Buch mit DVD kostet 49,00 EUR und ist über den Buchhandel bestellbar.

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Ansprechpartner:
Dr. Ralf Forster
T +49-331-56704-16
r.forster(at)filmmuseum-potsdam.de


Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Museumsverband des Landes Brandenburg