Märchenland Babelsberg

2.6.2005 - 20.1.2008

Wie wichtig Märchen für Kinder sind, ist oft und ausführlich beschworen worden. Eine Kindheit ohne Märchen erscheint uns unvorstellbar. Dass die schier unüberschaubare, vielgestaltige Welt eine elementare Ordnung besitzt, die Gut und Böse voneinander scheidet, gehört zu den allerersten Erfahrungen der Sozialisation in der frühen Kindheit. Wie könnten wir existentielle Erfahrungen machen, ohne Schaden zu nehmen, wenn es keine Märchen gäbe? Sie geben Kindern Orientierung, Hoffnung, Trost und Selbstvertrauen - kostbare ideelle Schätze, die Erwachsene oft genug entbehren müssen.

Weil wohl beinahe jeder Erwachsene irgendwann einmal selbst Märchenwelten betreten und Kinder auf ihrer Reise durch ein Märchenland begleitet hat, richtet sich unsere Ausstellung an die ganze Familie. Das eigentliche Zielpublikum sind Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren, in dem sie für Märchen besonders empfänglich sind. Damit die Ausstellung für sie überschaubar und beherrschbar bleibt, haben wir uns auf sieben Märchenadaptionen der DEFA beschränkt, um die sich die Ausstellung rankt. Es sind Filme, die seit Jahrzehnten in der Publikumsgunst weit oben stehen:

"Die Geschichte vom kleinen Muck" (1953)
"Das singende, klingende Bäumchen" (1957)
"Das Feuerzeug" (1959)
"Schneewittchen" (1961)
"Rotkäppchen" (1962)
"König Drosselbart" (1965)
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1974)

Der Gang durch die Ausstellung soll Kindern das Wesen von Märchen emotional nahe bringen. Durch die Identifikation mit einem Helden tauchen sie in die Filmgeschichten ein und folgen ihm durch die Märchenwelt.

Der Gang durch die Ausstellung gliedert sich in drei Kapitel, die der Erzählstruktur eines klassischen Märchens folgen: Aufbruch bzw. Flucht der Helden aus ihrem Zuhause - ihre existentielle Gefährdung und Herausforderung, die sie mit zauberischer Hilfe oder aus eigener Kraft meistern - ihre Belohnung mit einem Leben voller Glück und Zufriedenheit. Die Besucher wandern durch ein Märchenland und können dabei das Schicksal der sieben Helden verfolgen. Jüngere können den Spuren ihres Lieblingshelden nachgehen; ältere erfahren durch Reihung der sieben Heldenschicksale spielerisch das den Märchen innewohnende Erzählprinzip.

I. Es waren einmal ...
Das erste Kapitel stellt die Helden in ihrem Zuhause vor. Für die meisten kommt der Tag, da sie aufbrechen und davongehen. Die einen aus eigenem Antrieb, wie Rotkäppchen, das der kranken Großmutter Milch und Schnupfpulver bringen will, andere vertreibt menschliche Bosheit: der kleine Muck muss vor habgieriger Verwandtschaft fliehen, Schneewittchen vor der bösen Stiefmutter.

II. So kamen sie in einen tiefen, finsteren Wald ...
Das zweite Ausstellungskapitel erzählt von den Gefahren, denen die Märchenhelden ausgesetzt sind. Im Märchenwald fühlen sie sich einsam und verlassen. Undurchdringlich ist das Dickicht - im Wald wie in ihren Köpfen. Das Böse scheint allmächtig, ein Ausweg aus ihren Nöten ist nicht in Sicht. Auf sich allein gestellt, beginnen die Helden allmählich zu ahnen, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen, wenn sie ihr Glück finden wollen. Merkwürdige Begebenheiten verhelfen ihnen mitunter zu überraschenden Einsichten über sich selbst. Manchmal reichen Mut und Klugheit, um schwierige Situationen zu meistern. Wenn es gar zu schlimm kommt, gibt es magische Hilfe durch Zauberpantoffeln, Zauberfeuerzeuge oder wundersame Haselnüsse. Und plötzlich leuchtet ein Licht am Ende des Waldes ...

III. ... und herrschten über ihr Königreich glücklich und in Frieden
Ist das Böse überwunden, betreten die Märchenhelden im dritten Ausstellungskapitel endlich ihr Königreich. Zum Lohn für ausgestandene Ängste oder mit Bravour erfüllte Aufgaben gewinnen sie Liebe, mitunter sogar einen Platz auf dem Thron. Mancher Held wird auch "nur" mit einer wichtigen Erfahrung belohnt, wie Rotkäppchen oder der kleine Muck. Das Böse ist besiegt, die eigenen Schwächen sind erkannt und gebannt; mit einem Freudenfest heißen die Helden ihr Glück willkommen.

Kleinere Kinder erleben die Märchenwelt durch das begehbare Szenenbild. Sie lernen die Helden kennen, spüren ihren Wegen nach und teilen am Ende mit ihnen einen Moment des Glücks. In der dreigliedrigen Grundstruktur der Ausstellung erkennen bereits die Jüngsten die Dramaturgie der Märchen wieder.

Für Größere sind über diese sinnliche Erfahrung hinaus inhaltliche Aspekte interessant, etwa die originalen Requisiten, die im Babelsberger Fundus die Zeiten überdauert haben und nun in das Szenenbild integriert wurden. Auf Bildtafeln und in Märchenbüchern können sie die Filmgeschichten kennen lernen, die sich oft erheblich von ihren literarischen Vorgängern unterscheiden. Blicke hinter die Filmkulissen, Wissenswertes über Märchen und Märchenerzähler, Spannendes aus der Kulturgeschichte - all das wechselt sich mit spielerischen Aktionen ab. Wer möchte, kann Turbane binden oder Mosaike legen, Filmmusiken anhören, in Guckkästen Märchensequenzen anschauen und vieles mehr. In jedem Ausstellungsteil können auf Monitoren Ausschnitte aus allen sieben Märchenfilmen angeschaut werden. Auch für Erwachsene gibt es spezielle Offerten.

Am Ende des Ausstellungsrundgangs lädt ein gemütliches Sofa im Märchenraum ein, die sieben Märchen in aller Ruhe im Original anzuhören oder selbst zu lesen. Und nicht zuletzt besteht im Kino die Möglichkeit, die sieben Filme der Ausstellung in Gänze zu sehen und den Ausstellungsbesuch so abzurunden. Darüber hinaus stehen spezielle Märchenfilmreihen und thematische Veranstaltungen, auch für Erwachsene, über die gesamte Laufzeit der Ausstellung auf dem Spielplan des Kinos.

Vornehmlich für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren entwickelt, ist die Ausstellung auch für Familien bestens geeignet: Größere Kinder können ihr Wissen an die jüngeren Geschwister weitergeben, Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln fachsimpeln. Wer noch nicht lesen kann, findet genug zum Schauen. ABC-Schützen können so viele Informationen für sich nutzen, wie sie aufzunehmen vermögen, und wer lesen kann, kann auch vorlesen und damit wiederum die Vorschulkinder erfreuen.

Für Kitas und Grundschulen gibt es bis Mitte April 2006 ein regelmäßiges Angebot an Workshops, die in bewährter Zusammenarbeit mit dem Institut für Pädagogik der Uni Potsdam entwickelt und betreut werden. Anmeldungen dafür nehmen wir unter der Telefonnummer (0049/331) 27181-12 entgegen.

Fairyland Babelsberg
... and grown-ups
It has often and in detail been stated how important fairy tales are for children. A childhood without fairy tales seems inconceivable. That the confusing, diverse world is structured by an elementary order separating good and evil is one of the first experiences of early childhood socialisation. How could we gain existential experiences without suffering harm if fairy tales did not exist? To children, they are a means of orientation, a source of hope, comfort and self-confidence - precious ideals that adults often enough have to go without.
Since nearly every adult has probably once been a visitor in the world of fairy tales him- / herself or has accompanied children on their trip through a fairy land, our exhibition has been designed for the whole family. The actual target group is children aged 5 to 10, an age group particularly receptive to fairy tales. To structure the exhibition clearly, we introduce only 7 DEFA fairy tale adaptions. The exhibition is designed to illustrate their contents. The chosen films have been audience favourites for decades:

"Die Geschichte vom kleinen Muck" (1953)
"Das singende, klingende Bäumchen" (1957)
"Das Feuerzeug" (1959)
"Schneewittchen" (1961)
"Rotkäppchen" (1962)
"König Drosselbart" (1965)
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1974)

The tour through the exhibition is supposed to let children experience the nature of fairy tales. By identifying with a character, they deeply immerse themselves into the film stories and follow their hero through his / her fairy land.
The walk through the exhibition is divided into three stages, following the narrative structure of a classical fairy tale: the heroes' departure or escape from their home - the existential threat or challenge they have to master with the help of magic or by themselves - and, finally, their reward, a life full of happiness and content. While walking through the fairy land, the visitors can follow the 7 heroes’ fates. Younger children can follow the trails of their favourite character; to older children, the 7 characters’ adventures line out the narrative structure of fairy tales playfully.

I. Once upon a time there were …
The first stage introduces the characters at home. For most of them, there comes a day when they set off. Some just choose to do so, like Little Red Riding Hood who wants to bring her ill grandmother milk and snuff. Others are driven away by human malignity: Little Mook has to run away from his greedy relatives, Snow White from her wicked stepmother.
II. They came into a deep, dark forest …
The second stage of the exhibition tells of the dangers the fairy tale characters are exposed to. In the forest, they feel lonely and lost. They struggle to find their way out of a maze, both in the forest and in their minds. Evil appears all-powerful, and an escape from their hardships seems impossible. Left to their own resources, the fairy tale figures gradually realise that they will have to take their fate into their own hands if they want to find their luck. Now and then, strange occurrences help them to gain surprising insights into themselves. Sometimes courage and cleverness support them in mastering difficult situations. When the worst comes to the worst, there is magic help through magic slippers, magic pocket lighters or magic hazelnuts. And all of a sudden, there is a light at the end of the forest …
III. ... and they reigned over their kingdom in peace and happiness.
When evil has been defeated, the fairy tale figures finally enter their kingdom on the exhibition’s third stage. The reward for all the fears they have been through or for all the tasks they brilliantly accomplished is love, sometimes even a throne. Many a character is "only" rewarded with an important experience, like Little Red Riding Hood or Little Mook. After the triumph over evil, the own weaknesses are revealed and averted; the characters joyfully celebrate and welcome their good fortune.
Younger children experience the world of fairy tales through the walk-in set decoration. They get to know the characters of the fairy tales, follow their trails and share a moment of happiness with them in the end. Even the youngest recognise the fairy tales' dramaturgy in the three-stage structure of the exhibition.
To older children, other aspects can be interesting besides this sensorial experience, like the original props which have been saved in Babelsberg's storages and have now been integrated into the set decoration. Through pictures and fairy tale books, the children can get to know the film stories that often differ considerably from their literary predecessors. The opportunity to look behind the scenes of a film, exciting information on fairy tales, storytellers and cultural history alternate with many playful opportunities to get involved. Those who want to can bind turbans, do jigsaws, listen to soundtracks, have a look at fairy tale sequences in showcases, and much more. In each part of the exhibition, clips from all 7 fairy tale films can be watched on monitors. There are specials for adults as well.

At the end of the exhibition tour, a comfortable sofa invites visitors either to listen to the original versions of all seven fairy tales or to read them. Also, it is possible to conclude the visit by watching the exhibition's seven films in full length in the museum's cinema. Moreover, special fairy tale film series as well as events on the subject (also for adults) are part of the cinema programme for the entire term.
Developed primarily for children aged 5 to 10, the exhibition is also perfectly suitable for families: older children can pass on their knowledge to their younger siblings, parents and grandparents can talk shop with their children and grandchildren. There is enough to look at for children that have not learned how to read yet; first-graders can deal with as much information as they are able to grasp; and those already knowing how to read can read to others, e.g. pre-school children.
Until February 2007, workshops will be offered regularly to nursery schools and elementary schools. The workshops are developed and supervised, tried and tested in cooperation with the Institute for Education of Potsdam University. Booking: (0049/331) 27181-12