Kreuzweg

Kreuzweg

Was können wir heute opfern, fragt Pater Weber anfangs seine Schützlinge, die kurz vor der Firmung stehen. Bei der 14-jährigen Maria nimmt dieser moralische Appell gleich wahnhafte Züge an. Sie will ein Opfer darbringen, um die Stummheit ihres Bruders zu heilen. Dietrich Brüggemanns bei der Berlinale 2014 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnetes Sittenstück gibt sich formal kompromisslos, wählt einen betont nüchtern-artifiziellen Stil. 14 lange Einstellungen malen mit unerbittlicher Konsequenz aus, wie eine religiös fanatisierte Familie Seite an Seite mit einer indoktrinierenden Institution das Erwachsenwerden eines jungen Menschen verhindert.
Einführung: Dr. Heidi Strobel (Universität Potsdam)

Jugend ist ein zentrales Deutungsmuster für das Verständnis der Epoche des 20. Jahrhunderts. Gerade in ihr entdeckte man jene Kräfte, mit denen die erstarrten gesellschaftlichen Verhältnisse »zum Tanzen« gebracht werden sollten und mit denen die Vorstellungen der Vätergeneration vom guten und richtigen Leben erschüttert werden konnten. Ein Seminar der Dozentin Dr. Heidi Strobel befasst sich derzeit an der Universität Potsdam mit Theorien von Adoleszenz und untersucht die ästhetische Gestaltung des Themas anhand ausgewählter Jugendliteratur und -filme. Über zwei der Filme können Studierende und Kinopublikum im Filmmuseum mit den anwesenden Filmemachern diskutieren.

Vergangene Vorstellungen

24 Juni 2015 | 19:00

Adoleszenz in Literatur und Film