Erhellend für jedes filmische Gesamtwerk sind die Wurzeln und Einflüsse.
Frank Beyer begann sein Studium an an der Filmhochschule FAMU in Prag 1952 - in dem Jahr, in dem mit dem Prozess gegen Rudolf Slánský der stalinistische Terror überall in der Tschechoslowakei erfahrbar wurde.
"Wie unter einer Glasglocke ... stand die praktische Arbeit im Mittelpunkt, das Fotoszenarium, der Kurzfilm, die längere Filmübung und dann der Diplomfilm." (Frank Beyer)
Wichtigste filmische Einflüsse waren für den jungen Studenten die französischen und sowjetischen Filme der 1930er Jahre. 1955 realisierte Frank Beyer gemeinsam mit seinen deutschen Kommilitonen Ralf Kirsten und Konrad Petzold als Spielfilmübung im dritten Studienjahr
Die Irren sind unter uns (Blázni mezi námi). Die dreiteilige Satire entstand nach einer Vorlage von Heinar Kipphardt. Die Hauptrolle übernahm Vlastimíl Brodský, der fast 20 Jahre später den Jakob in
Jakob der Lügner (1974) verkörperte - der einzige DEFA-Film mit einer Oscar-Nominierung als "Bester ausländischer Film".
Mit seinem Spielfilmdebüt
Zwei Mütter (Vorführung am 1.10., 18 Uhr) legte Frank Beyer 1957 sein Staatsexamen an der FAMU ab. Der leise, aber eindringliche Film erzählt von einer ehemaligen französischen Fremdarbeiterin, deren Neugeborenes in einer Bombennacht von einer Deutschen als ihr eigenes angesehen wird. Das Kind der Deutschen kam bei diesem Fliegerangriff ums Leben. Die Französin weiß um den Irrtum der Deutschen, niemand in dem deutschen Krankenhaus glaubt ihr. Nach Kriegsende entschließt sich eine Krankenschwester, die um die Verwechslung weiß, zu einer Aussage. Die beiden Frauen einigen sich: Der Junge bleibt zunächst bei der Deutschen, geht dann nach Frankreich. So hat er schließlich zwei Mütter.