Glut

Die »Helden« seiner Filme - ein russisches Paar im Berlin der 90er Jahre ("Verhängnis"), eine Mutter, die mit ihrem Kind am Weihnachtsabend vor dem trunksüchtigen und gewalttätigen Ehemann an den Ort ihrer Kindheit in der ehemaligen DDR flüchtet ("Frost"), der Arbeitslose Anton und seine Frau Leni, die als Büglerin arbeitet, deren Beziehung in die Krise geraten ist ("Abendland"), der Archivar Matiss ("Krisana"/"Glut"), der es unterlässt, einer Frau in Not zu Hilfe zu kommen und nun, getrieben von der Unruhe seines Gewissens, auf den Spuren jener Frau Tage und Nächte durch Riga streunt, - wurden vom Leben nicht verwöhnt. Ihren Schicksalen geht Kelemen auf den Grund, auf originär kinematografische Weise, durch Tiefe und Vielschichtigkeit des Bildes, durch Licht und Schatten, Rhythmus, die Bewegung der Kamera, die Länge der Einstellungen, die Art des verwendeten Filmmaterials. Geredet wird wenig. Der Alltag dieser Menschen wird vorurteilslos gezeigt, aber es sind keine Zustandsschilderungen. Ein besonderes Ereignis oder eine Kette beunruhigender oder verletzender Erfahrungen verdichten das Gewohnte und lassen uns die tragische Dimension dieser Lebensverläufe erfahren. Es gibt keinen einfachen Trost. Aber die Magie des filmischen Erzählens gibt diesen »gewöhnlichen« Menschen Eindringlichkeit, Würde, Respekt und Schönheit. Kelemens Filme nehmen ihre Personen und deren Lebensumstände ernst, verstehen sie und lassen sie uns verstehen, und das ist selten und kostbar. Es lohnt sich, diese Filme zu entdecken und sich auf sie einzulassen. (Erika Richter)

Vergangene Vorstellungen

22 März 2007 | 19:30
23 März 2007 | 18:00
24 März 2007 | 18:10

Magische Bilder - Die Filme des Fred Kelemen