Der nackte Mann auf dem Sportplatz

Der eine wünscht sich von dem Bildhauer Kemmel einen Zimmerspringbrunnen, andere träumen vom Denkmal für den verstorbenen Torhüter ihres Fußballvereins. Sein Relief zur Bauernreform verschwindet noch vor der Einweihung im Feuerwehrturm, und für den vertraglich vereinbarten «Arbeiterkopf» findet sich nur schwer ein Modell: Kemmel trägt die kleinen und größeren Missverständnisse in seinem Leben mit Fassung. Gelassen, unprätentiös, wortkarg betreibt er seine Kunst und das Leben. Sein Äußeres - abgetragene Arbeitsklamotten, Schiebermütze, schlurfender Gang, Bauchansatz - gibt ihm etwas Kumpelhaftes, Vertrautes, Verbindliches. Von innen aber kommt eine spröde Nachdenklichkeit und eine Wahrhaftigkeit, wie sie nur Kurt Böwe erreicht. Böwes Figur und die Begebenheiten der wenigen Tage, von denen dieser Film erzählt, sind so authentisch, dass sie eine Zeitreise in Gang setzen, zurück in ein versunkenes Land, dessen Präsenz für anderthalb Stunden geradezu physisch zu spüren ist.
In unserer Ausstellung steht Kemmels nackter Sportler - als Plastik von Prof. Werner Stötzer, der die Vorlage für das Denkmal geliefert hat. Am 28. April wäre Kurt Böwe 80 Jahre alt geworden. Wir sind froh, dass er uns in seinen Rollen erhalten geblieben ist.

Vergangene Vorstellungen

28 April 2009 | 18:00

Zur Ausstellung: Babelsberg - Gesichter einer Filmstadt